Nach Schweden, Island und Norwegen haben sich dem Modell in den vergangenen Jahren immer mehr europäische Länder angeschlossen, beispielsweise Frankreich. In Österreich gibt es kein Verbot:
Deutschland regelte die Prostitution im eigenen Land schon mehrmals neu. Seit 2002 ist sie dort ein normales Gewerbe. Die damalige rot-grüne Koalition wollte damit die rechtliche und soziale Lage der Prostituierten verbessern – allerdings ist aus Expertensicht zum Teil der gegenteilige Effekt eingetreten.
Und 2017 trat dann ein Prostituiertenschutzgesetz in Kraft. Es macht vor allem gewerberechtliche Vorgaben: Bordelle benötigen nun eine Betriebserlaubnis, Prostituierte sind verpflichtet, ihre Tätigkeit anzumelden und regelmäßig zur Gesundheitsberatung zu gehen. Vorgeschrieben sind etwa auch getrennte sanitäre Anlagen für Prostituierte und Freier sowie Notrufsysteme.
Unmut über Ausweis
Und: Es gibt seither einen Ausweis, den Prostituierte mitführen müssen. Zwar können sie ihn sich auf einen falschen Namen ausstellen lassen, sie sind aber mit einem Foto darauf erkennbar. Die FAZ sprach mit Prostituierten, von denen demnach viele den Ausweis nicht wollen. Sie hätten Angst davor, dass jemand ihre Einkommensart entdeckt – die eigenen Kinder zum Beispiel oder jemand, der sie damit erpressen könnte. Scham sowie die Furcht vor Verachtung oder Bemitleidung dürften hier eine Rolle spielen.
Verschiedene Zahlen
Was die Regelung von Prostitution wie in vielen Ländern auch in Deutschland zusätzlich erschwert: Niemand weiß genau, wie viele Prostituierte es aktuell gibt. Schon lange ist die Rede von 400.000 Prostituierten und mehr als eine Million Männer, die jeden Tag sexuelle Dienstleistungen von Frauen in Anspruch nehmen sollen. Allein für die Fußball-WM in Deutschland 2006 befürchtete man einen „Ansturm“ von 40.000 Prostituierten mehr.
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Dorothee Bär sprach zuletzt von geschätzt 250.000 Prostituierten in Deutschland, die meisten von ihnen kämen aus dem Ausland. Der Bundesverband für erotische und sexuelle Dienstleistungen lehnte Bärs Vorstoß bereits ab. Ein Sexkauf-Verbot führe zu noch schlechteren Arbeitsbedingungen, sagte Verbandssprecher Kolja-André Nolte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Im Klartext: Gerade diejenigen, die eigentlich gerettet werden sollen, müssen in der Sexarbeit verbleiben.“
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