Airbnb statt Puff: Illegale Prostitution nimmt zu

Airbnb statt Puff: Illegale Prostitution nimmt zu
Seit die Prostitution wegen der Corona-Krise verboten ist, zieht sie sich ins Private zurück

Die Corona-Krise hat die Welt verändert – auch die des Rotlichts. Seit Laufhäuser geschlossen sind und Prostitution im Lockdown untersagt wurde, ziehen sich die Frauen in private Wohnungen zurück. „Da vielen Menschen, die privat Unterkünfte anbieten, jetzt die Touristen fehlen, mieten sich dort nun vermehrt Prostituierte ein. Wir befürchten, dass das auch nach der Krise so bleiben könnte, denn den Frauen bleibt so mehr Geld über, als wenn sie sich im Laufhaus einmieten“, sagt Wolfgang Langer, Chef des Referats für Prostitutionsangelegenheiten in Wien.

Die Rechnung lautet wie folgt: Ein Zimmer in einem Laufhaus kostet pro Woche um die 380 Euro. In wunderschönen Unterkünften von Airbnb, Booking.com oder anderen Anbietern, zahlen die Frauen ebenso viel Miete, müssen aber nichts von ihren Einnahmen abtreten. In der Illegalität fällt auch der Gesundheitscheck aus. Oftmals teilen sich auch mehrere Frauen eine große Wohnung.

Um Kunden anzulocken, inserieren die Prostituierten auf einschlägigen Websites. Sogar die Adresse schreiben viele ganz offen in die Anzeige. Hier setzt die Wiener Polizei auch mit den Ermittlungen an, die in diesem Bereich immer verdeckt ablaufen. Habhaft werden kann man der Frauen nämlich nur, wenn eine Anbahnung stattfindet, also bereits über Leistungen und Preis gesprochen wird.

160 illegale Wohnungen

Dass die Prostituierten trotzdem ganz offen mit der Adresse werben, hat folgenden Grund: Die Strafen, die sie bezahlen müssen, sind weitaus geringer als ihre Einnahmen. „Fliegt die illegale Prostitution auf, bezahlen die Frauen gleich etwa 1.000 Euro Strafe. Sie nehmen aber rund 2.000 Euro pro Tag ein. Das wird dann schon einkalkuliert“, sagt Langer. Der Polizist hofft allerdings, dass die neue, rot-pinke Wiener Stadtregierung das Prostitutionsgesetz novellieren wird. Langer rechnet damit, dass das zeitnah passieren wird. Bis dahin muss die Polizei unermüdlich Kontrollen durchführen.

Allein 2020 wurden schon 160 illegale Wohnungen kontrolliert, was 400 Anzeigen laut dem Prostitutionsgesetz zur Folge hatte. Auch wegen des Covid-Maßnahmengesetzes gab es Strafen.

Das dürfte derzeit vor allem für die Freier besonders unangenehm sein: Die Strafen wegen der illegalen Prostitution können direkt beim Polizeieinsatz bezahlt werden. Anzeigen wegen der Covid-Maßnahmen werden aber immer an die Privatadresse geschickt, weswegen viele Angst vor der Ehefrau hätten, sagt Langer.

Die Polizei ist derzeit zwei Mal pro Woche mit Kontrollen beschäftigt. Erst vor Kurzem erschütterte der Fall einer misshandelten Österreicherin die Beamten. Sie war eingesperrt, missbraucht und geschlagen worden. Die 40-Jährige hatte aufgrund der Corona-Krise ihren Job als Putzkraft verloren. Die Familie ihres Lebensgefährten zwang sie daraufhin in einer Wohnung in Wien-Landstraße zur Prostitution. Die Wohnung war komplett videoüberwacht worden und die Frau wurde mehrfach geschlagen und missbraucht. Sie wurde gezwungen, mehrere Freier täglich zu empfangen. Erst nach einigen Wochen entschied sie sich dazu, die Polizei zu alarmieren. Eben solche Fälle seien laut Langer das Problem mit der illegalen Prostitution hinter verschlossenen Türen.

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