Corona-Maßnahmen in weiten Teilen Europas massiv verschärft

New coronavirus restrictions in The Netherlands
Hohe Infektionszahlen lassen Alarmglocken schrillen. Die zweite Welle der Corona-Pandemie rollt über Europa.

Die Regierungen in ganz Europa greifen erneut zu teils äußerst restriktiven Maßnahmen, um die zweite Welle der Corona-Pandemie in den Griff zu bekommen – und so einen neuerlich totalen Lockdown zu verhindern. Doch genau den schlägt nun für Großbritannien der Berater von Premier Boris Johnson vor: „Eine dreiwöchige Periode nationaler und verschärfter Beschränkungen mit der richtigen finanziellen Unterstützung wird es uns erlauben, vor dem Winter neu zu starten“, sagte Jeremy Farrar. In Wales gilt ab Freitag ein derartiger Lockdown – zunächst für zwei Wochen.

Die bereits getroffenen regionalen Maßnahmen seien nicht effektiv genug, betonte Farrar. Zu diesen zählen unter anderem Maßnahmen in Liverpool (Pubs, Fitnesscenter oder Wettbüros sind geschlossen) oder in London (Angehöriger unterschiedlicher Haushalte dürfen sich in Innenräumen gar nicht mehr treffen).

In den Niederlanden stemmen sich Premier Mark Rutte und sein Team mit Vehemenz und radikalen Einschnitten gegen den drohenden Total-Lockdown. Kneipen, Bars und Restaurants wurden in der Vorwoche für vier Wochen gesperrt. Ab 20 Uhr abends ist der Verkauf von Alkohol verboten. Die Holländer dürfen nur maximal drei Gäste pro Tag in ihren Wohnungen empfangen.

Auch im Nachbarland Belgien ist Feuer am Dach: Dort wurden in der Vorwoche an einem einzigen Tag mehr als 12.000 Neuinfektionen registriert – bei einer Einwohnerzahl von knapp 11,5 Millionen. In dem EU-Land wurde am Montag die gesamte Gastronomie für einen Monat in den Shutdown geschickt. Zudem greift eine Ausgangssperre zwischen Mitternacht und fünf Uhr Früh.

Diese gilt auch in Paris und anderen Großstädten Frankreichs, wie Marseille oder Lyon. Allerdings schon ab 21 Uhr und bis sechs Uhr. Lediglich mit triftigem Grund darf man sich in dieser Zeit im Freien aufhalten (etwa, wenn man zur Arbeit muss). Die Grand Nation musste zuletzt tägliche Neuinfektionsraten von mehr als 30.000 hinnehmen.

Da auch in Italien, das von der ersten Welle der Pandemie im Frühjahr ganz massiv getroffen worden war, die Corona-Fälle wieder stark steigen, wurden neue Maßnahmen gesetzt: Für Bars und Restaurants ist um Mitternacht Schluss, an den Tischen der Lokale dürfen maximal sechs Personen sitzen. In Schulen wird gestaffelt unterrichtet. Volksfeste sind verboten.

In Slowenien wurde nun sogar der Notstand verhängt, auf dessen Basis weitere Restriktionen angeordnet werden können. Schon jetzt dürfen die Bewohner in neun von zwölf Regionen, darunter die Hauptstadt Ljubljana, ihr Gebiet nicht verlassen, ausgenommen ist der Weg zur Arbeit. Schüler ab der 6. Schulstufe bleiben zu Hause und erhalten Fernunterricht.

In Tschechien, wo die Lage derzeit europaweit am schlimmsten ist, sind Kneipen und Bars geschlossen. Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit ist verboten. In Innenräumen und im Freien dürfen sich nur noch maximal sechs Personen treffen. Und weil die Spitalsbetten knapp werden, hat die Armee damit begonnen, auf dem Prager Messegelände ein Feldlazarett aufzubauen.

Ähnliches hat man in Polen vor. Dort soll im Warschauer Nationalstadion, das für die Fußball-EM 2012 erbaut wurde, ebenfalls ein provisorisches Krankenhaus mit 500 Betten eingerichtet werden. 150 Regionen des Landes gelten als „rote Zonen“. Dort sind Fitnesscenter und Schwimmbäder zu, Restaurants dürfen nur bis 21 Uhr Essen servieren, danach nur noch Speisen zum Mitnehmen anbieten. Die Schulen mussten wieder zum Fernunterricht übergehen.

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