Corona hat die Welt im Griff: Rekord an Infektionen
Das Bild könnte unterschiedlicher nicht sein: In Frankreich sind am Montag neue Lockerungen der Corona-Beschränkungen in Kraft getreten – alle Schulen mit Ausnahme von Gymnasien öffneten ebenso wie Campingplätze und Kinos unter Auflagen, in Paris waren erstmals seit drei Monaten alle Metro-Stationen wieder geöffnet.
In Spanien setzte sich praktisch ein ganzes Land in Bewegung, nachdem der 14-wöchige Corona-Notstand am Sonntag aufgehoben worden war. Und der Präsident von Italiens Oberstem Gesundheitsrat (CTS), Franco Locatelli, frohlockte: Es gebe keine Gefahr einer Zunahme der Neuinfektionen in Italien wegen der wiedererrungenen Reisefreiheit in Europa.
Diese drei Länder zählen nach Großbritannien zu den von der Corona-Pandemie am heftigsten betroffenen Ländern (rund 680.000 Fälle) in Europa und sind, scheint es, über den Berg.
Ganz anders die Nachrichten aus der Zentrale der Weltgesundheitsorganisation WHO. Am Freitag noch hatte ihr Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus davor gewarnt, dass die Coronavirus-Pandemie trotz der Entspannung in Europa noch lange nicht vorbei sei. 150.000 neue Infektionen an einem Tag belegten, dass sie „sich beschleunigt“.
Wie sehr, das zeigte der neuerliche Rekordanstieg am Sonntag: 183.020 neue Fälle weltweit vermeldete die WHO (siehe auch Grafik unten).
„Neue, gefährliche Phase“
116.000 dieser neuen Fälle entfielen auf Nord- und Südamerika. In Lateinamerika und der Karibik ist die Zahl der offiziell registrierten Coronavirus-Infektionen am Wochenende auf über zwei Millionen gestiegen.
Mehr als die Hälfte der Fälle wurde aus Brasilien gemeldet, das damit und mit knapp 49.000 Toten in der Corona-Statistik nur noch hinter den USA rangiert (2,3 Millionen Fälle und 120.000 Tote). Weltweit gab es bisher laut WHO mehr als 8,7 Millionen registrierte Ansteckungen, 461.000 Tote. „Die Welt ist in einer neuen und gefährlichen Phase“, sagte Tedros.
Während die erste Welle der Virus-Pandemie außerhalb Europas ungebremst wütet, wachsen Angst vor und Anzeichen für eine zweite Welle vor allem in Ländern, die bisher die Ausbreitung des Virus gut im Griff hatten. Zum Beispiel in Südkorea, das nach den Lockerungen der Einschränkungen des öffentlichen Lebens Anfang Mai eine Zunahme der Fälle vor allem im Großraum Seoul registrierte.
Man spricht von einer zweiten Welle, mit der man im Herbst oder Winter, aber nicht jetzt gerechnet hätte – obwohl die Behörden am Sonntag mit 17 Fällen den landesweit geringsten Anstieg bestätigter Neuinfektionen vermeldeten. Neue Beschränkungen für das öffentliche Leben in Seoul wurden in Aussicht gestellt.
In Israel warnte der Armee-Geheimdienst angesichts von deutlich mehr Neuinfektionen (Bericht rechts) scharf vor einer zweiten Corona-Welle. Ohne rasche Eindämmungsmaßnahmen müsse das Land damit rechnen, dass die Zahl der Neuerkrankungen binnen eines Monats auf mehr als 1.000 am Tag steigen würden. Auch Israel hatte seine rigorosen Maßnahmen im Mai gelockert.
Hundefleisch-Festival
In China, dem Ausgangsland des Coronavirus, wurden binnen 24 Stunden 18 neue Corona-Fälle gemeldet, neun davon in Peking, wo vor zehn Tagen ein neuer Ausbruch bekannt wurde. Und apropos China: Trotz Pandemie und einer Regierungskampagne für mehr Tierschutz und gegen den Verzehr von Wildtieren (das Coronavirus nahm seinen Ausgang ja von einem Wildtiermarkt in Wuhan) ist in der südwestlichen Stadt Yulin das jährliche zehntägige Hundefleisch-Festival eröffnet worden.
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