China: Die Verbotene Stadt wird geöffnet, aber nicht für Ausländer

Verbotene Stadt: 5000 statt 80.000 Besucher
China kehrt in eine Scheinnormalität zurück. Jetzt sind die Ausländer schuld an Neuinfektionen.

Nach monatelanger Schließung wegen der Corona-Krise öffnet mit der Verbotenen Stadt eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Pekings wieder ihre Pforten. Unter strengen Sicherheitsauflagen können Besucher die Palastanlage auf dem Tiananmen-Platz im Herzen der chinesischen Hauptstadt mit 21,54 Millionen Einwohnern ab Freitag, dem 1. Mai, wieder besichtigen.  

China will damit signalisieren, dass die Corona-Pandemie überwunden ist. Offiziell gibt es kaum noch Neuinfektionen.

Ausländischen Besuchern ist der Eintritt in die Verbotene Stadt verwehrt. Und auch Menschen, die aus der am schwersten betroffenen Provinz Hubei kommen, wo das Virus ausgebrochen ist, dürfen die Anlagen nicht betreten. Sie müssen sich nach ihrer Ankunft in Peking weiterhin für zwei Wochen in Quarantäne begeben.

Ganz so normal wie das Regime sie der Welt zeigen will,  ist die Situation in Peking allerdings noch nicht. Statt 80.000 Besuchern - wie vor der Krise - dürfen jetzt pro Tag nur 5.000 die Verbotene Stadt besichtigen. Sie müssen dabei einen Meter Abstand halten.

Sie müssen einen Mundschutz tragen sowie einen Gesundheits-Code auf einer Handy-App vorzeigen. Alle Besucher müssen sich am Eingangsbereich einer Fiebermessung unterziehen.

China ohne Schuld

Der chinesische Vizeaußenminister Le Yucheng hat sich gegen jegliche internationale Untersuchung der Coronavirus-Pandemie ausgesprochen, die von einer Schuld Chinas ausgehe. Unter Berufung auf ein Interview, das Le dem Sender NBC gab, erklärte das Außenministerium im Internet, die Regierung in Peking lehne eine „politisierte“ internationale Untersuchung zur Stigmatisierung Chinas „vehement“ ab.

Das passt auch zur neuen Propaganda Pekings, die behauptet, dass das Virus vor allem von Ausländern eingeschleppt würde.

China wehrt sich auch vehement gegen die Rufe nach einer internationalen Untersuchung über die Ursachen der Coronavirus-Pandemie. Das bekommt jetzt Australien zu spüren, das als eines der ersten Länder China für die Verschleppung der Pandemie und für zu späte Warnungen verantwortlich gemacht hat.

Die australische Außenministerin Marise Payne warnte Peking davor, Australien ökonomisch unter Druck zu setzen.

Die Ministerin reagierte auf ein Interview mit dem chinesischen Botschafter in Australien, Chen Jingye, der einen Verzicht seiner Landsleute auf australische Produkte wie Wein oder Fleisch ins Gespräch gebracht hatte. Auch könnten Chinesen noch einmal über Reisen oder Universitätsbesuche in Australien nachdenken.

In Europa reagiert man sehr verhalten auf Forderungen nach einer internationalen Untersuchung.

China selbst sieht sich als Opfer von Desinformation und nicht mehr als Verursacher. Doch diese Propaganda kommt in den sozialen Netzwerken Chinas und vor allem bei jüngeren und gebildeten Menschen gar nicht gut an. Denn auch in China steigt die Sorge vor einem wirtschaftlichen Einbruch. Viele Menschen fürchten um ihren mühsam erarbeiteten neuen Wohlstand.

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