Als langjähriger äthiopischer Politiker hatte Tedros Adhanom Ghebreyesus schon früh enge Kontakte nach Russland und China. Denn seine politische Karriere startete der junge Mann bei der Derg. Das war die sozialistische Junta, die Äthiopien von 1974 bis 1987 regierte. Ghebreyesus wurde kadermäßig geschult. Erst nach dem Fall der Junta ging er zum Studium der Biologie und Immunologie nach London.
Nach seiner Rückkehr war der Politiker von 2005 bis 2012 ein gefeierter Gesundheitsminister. Tedros baute die erste Krankenversicherung auf und stattete Krankenhäuser besser aus. Dadurch konnte die Zahl der Malaria- und Aids-Erkrankungen gesenkt werden.
Vorgeworfen wird ihm aber, dass er drei Choleraausbrüche 2006, 2009 und 2011 als „wässrigen Durchfall“ herunterspielte. Ausgerechnet WHO-Beamte beschwerten sich damals, äthiopische Beamte würden sie über das Ausmaß der Epidemie belügen. Sie beklagten, die UNO hätte mehr finanzielle Hilfe schicken können, wären sie über das Ausmaß der Epidemie unterrichtet gewesen.
Dass Ghebreyesus mit dieser Vorgeschichte überhaupt zum Chef der WHO gewählt werden konnte, verdankt er seinen Freunden in Peking, denen er ab 2012 als äthiopischer Außenminister alle Türen in Addis Abeba öffnete. Die Chinesen wurden die wichtigsten Investoren.
Äthiopien ist aber hoch verschuldet. Das ostafrikanische Land müsste China aktuell rund 30 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts zurückzahlen. So steht es im „Africa Report“. Doch Äthiopien will seine Rückzahlungen an China von zehn auf 30 Jahre strecken.
Ende Jänner traf Ghebreyesus in Peking Chinas Staatschef Xi Jinping und lobte das Land für seine „Transparenz“ und das Setzen „neuer Maßstäbe bei der Bekämpfung eines Krankheitsausbruchs“.
Dabei war zu diesem Zeitpunkt schon klar, dass China viele Corona-Fälle vertuscht und die Gefahr des Virus heruntergespielt hatte. Berühmt wurde der Fall des Arztes Li Wenliang aus Wuhan, der in sozialen Medien schon Ende Dezember vor der Gefahr des Virus gewarnt hatte. Dafür wurde er im Jänner verhaftet. Am 5. Februar starb er an Covid-19.
Die WHO ignorierte schon Ende Dezember aus Taiwan kommende Warnungen über die drohende Gefahr – und steht deshalb besonders in der Kritik.
Taiwan wird von China als abtrünnige Insel und Teil des eigenen Staates gesehen. Taiwan ist auch deshalb kein Mitglied der WHO.
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