Hunderte Soldaten haben Stahlwerk in Mariupol verlassen

A view shows a plant of Azovstal Iron and Steel Works in Mariupol
Die Ukrainer sollen später in einem Gefangengenaustausch freikommen.

Tag 82 nach dem russischen Angriff auf die Ukraine: Mehr als 260 ukrainische Militärangehörige haben am Montag das von russischen Soldaten belagerte Asowstal-Stahlwerk in Mariupol verlassen. Darunter seien 53 Schwerverletzte, teilte der ukrainische Generalstab mit. Weitere 211 ukrainische Kämpfer seien in eine von russischen Truppen besetzte Ortschaft gebracht worden. Sie sollten später in einem Gefangenenaustausch freikommen, hieß es. An der Evakuierung der weiteren Verteidiger des Stahlwerks - Berichten zufolge einige hundert Menschen - wird noch gearbeitet.

Mariupol: Hunderte Soldaten geben auf

"Dank den Verteidigern von Mariupol haben wir kritisch wichtige Zeit für die Formierung von Reserven, eine Kräfteumgruppierung und den Erhalt von Hilfe von unseren Partnern erhalten", sagte die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar. Ein Freikämpfen von Asowstal sei nicht möglich gewesen. Das Wichtigste sei jetzt, das Leben der Verteidiger von Mariupol zu schützen.

Die Schwerverletzten seien am Montag zur Behandlung nach Nowoasowsk gebracht worden, die anderen Soldaten nach Oleniwka, erklärte das ukrainische Verteidigungsministerium. Beide Orte liegen in Gebieten unter Kontrolle des russischen Militärs. Die Regierung in Kiew hatte dagegen stets gefordert, die Verletzten auf das von der Ukraine kontrollierte Gebiet oder in ein Drittland zu überstellen.

"Die Ukraine braucht ukrainische Helden am Leben"

 "Wir hoffen, dass wir das Leben unserer Leute retten können", sagte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij in einer Ansprache am späten Montagabend. "Es gibt Schwerverletzte unter ihnen. Sie werden versorgt. Die Ukraine braucht ukrainische Helden am Leben."

An der Evakuierung der Soldaten seien auch das Internationale Rote Kreuz und die Vereinten Nationen beteiligt gewesen.

Luftangriff auf Lwiw

Die westukrainische Großstadt Lwiw (Lemberg) wurde in der Nacht auf Dienstag wieder Ziel eines Luftangriffs. Die Attacke habe einer Militäreinrichtung an der Grenze zu Polen gegolten, schrieb der lokale Militärchef Maxim Kosizkij bei Telegram. Bürgermeister Andrij Sadowij betonte, es gebe keine Informationen über Raketeneinschläge in der Stadt und bedankte sich bei der Luftabwehr.

Während die russische Armee ihren Druck in den beiden östlichen Regionen Donezk und Luhansk verstärkte, befand sie sich weiter nördlich rund um die Millionenstadt Charkiw in der Defensive. Dort gelang ukrainischen Soldaten am Montag ein symbolischer Erfolg. Regierungsangaben erreichten sie nämlich östlich von Charkiw die Staatsgrenze. 

Am Dienstag meldete Russland den Beschuss mehrerer Gebäude in der westrussischen Region Kursk an der Grenze zur Ukraine. "Heute, um fünf Uhr früh, wurde das Grenzdorf Alexejewka im Kreis Gluschkowo mit schweren Waffen beschossen", teilte Gouverneur Roman Starowoit mit. Demnach wurden drei Wohnhäuser, eine Schule und ein Fahrzeug beschädigt. Verletzte habe es nicht gegeben. Aus der Ukraine gab es zunächst keinen Kommentar.

Kommentare