Warum die Briten eisern an Astra Zeneca festhalten
Großbritannien ist anders, heißt es oft – mit Hinweis auf Linksverkehr, Brexit oder auch das flotte Corona-Impfprogramm. Das gilt auch für die Reaktion auf die Diskussion über den Impfstoff von Astra Zeneca und seine möglichen Risiken bzw. Nebenwirkungen nach Berichten über Blutgerinnsel.
Anders als in Kontinental-Europa zeigen die Briten bisher kaum Bedenken oder Panik. Ganz nach der alten britischen Devise: "keep calm and carry on", also "ruhig bleiben und weitermachen". "Es ist sowohl sicher als auch effektiv", sagte etwa ein Sprecher von Premier Boris Johnson über das Vakzin. "Wenn Leute zur Impfung eingeladen werden, sollten sie das mit Zuversicht annehmen".
Kevin, der nahe London wohnt, sagt dem KURIER: "Wir sind nicht wirklich besorgt, weil kein Zusammenhang erwiesen ist." Er, seine Gattin und eine seiner Töchter haben jüngst den ersten Astra-Zeneca-Stich erhalten: "Ich frage mich, ob das vielleicht eine politische Debatte ist, weil es ein britisches Vakzin ist".
Zu den Fakten: Mit Deutschland, Frankreich und Italien ist die Zahl der EU-Länder, die die Impfung mit Astra Zeneca – "als Vorsichtsmaßnahme" – aussetzen, auf neun gestiegen. Österreich und weitere Staaten haben die Verwendung einer einzelnen Charge gesperrt.
Die EU-Arzneimittelbehörde wird den Impfstoff noch einmal prüfen.
Premier Boris Johnson bleibt zuversichtlich und sagte am Montag, sein Land habe "eine der strengsten und erfahrensten Aufsichtsbehörden der Welt", die "überhaupt keinen Grund sieht, das Impfprogramm auszusetzen".
"Prüfen Berichte"
"Wir prüfen Berichte genau, aber angesichts der großen Anzahl der verabreichten Dosen und der Häufigkeit, mit der Blutgerinnsel auf natürliche Weise auftreten, deuten die verfügbaren Beweise nicht darauf hin, dass der Impfstoff die Ursache ist", sagte Phil Bryan, Sicherheitsleiter für Vakzine bei der britischen medizinischen Zulassungsbehörde MHRA. Professor Andrew Pollard, Direktor der Oxford Vakzin Gruppe, die den Impfstoff mit entwickelt hat, warnte am Montag sogar: "Wenn wir nicht impfen und der Lockdown endet, rechnen wir heuer mit Zehntausenden weiteren Todesfällen".
Und Professor Anthony Harnden, Vize-Chef des Impf-Ausschusses, der britische Gesundheitsbehörden berät, sagte der BBC, er hätte am Sonntag nicht seine eigenen Patienten geimpft, wenn Risiko bestünde: "Sollte es jedoch Sicherheitsbedenken geben, würden wir die Öffentlichkeit natürlich sofort informieren."
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