BRICS-Gipfel: Wo Putin Träume von einer neuen Weltordnung nährt

Russlands Präsident Vladimir Putin
Die Staatengruppe sieht sich als Gegengewicht zum Westen. Beim Gipfeltreffen in Kasan wird die Aufnahme neuer Mitglieder diskutiert - selbst die Türkei zeigt Interesse

Während dieser Tage in Washington die Spitzen von Weltbank und Internationalem Währungsfonds zusammenkommen, tagt im fernen Russland ein ganz anderer Gipfel: Eine Gruppe von Staaten, die sich genau als Gegengewicht zu der vom Westen dominierten Finanzinstitutionen sieht und sich als zunehmend einflussreicher weltpolitischer Player positionieren möchte: Die BRICS-Staaten. Am Dienstag wird der dreitätige Gipfel von Russlands  Präsident Wladimir Putin eröffnet - ein Signal an die Welt, dass Russland seit dem Ukraine-Krieg längst nicht so isoliert ist, wie das von Warschau bis Washington angepeilt wurde.

Erwartet werden zwei Dutzend Staats- und Regierungschefs, darunter sämtliche der bisherigen neun BRICS-Mitglieder. Angekündigt haben sich aber auch künftige, an einer Mitgliedschaft interessierter Staaten - darunter auch die Türkei und damit erstmals ein NATO-Mitgliedstaat. 

BRICS, das bedeutete zunächst jahrelang einen losen Zusammenschluss aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Zu Jahresbeginn stießen noch Ägypten, Äthiopien, Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate dazu. Die Gruppe soll, wenn es nach den Wünschen Moskaus und Pekings geht, noch einige weitere Mitglieder aufnehmen.

So wird das geopolitische Gewicht vor allem Chinas, das BRICS wirtschaftlich dominiert, deutlich erhöht, indem es Verbündete um sich sammelt. Ein Beitritt der Türkei wäre für Peking ein umso größerer Prestige- und Einflussgewinn, weil die Türkei über die NATO auch zu den Verbündeten der USA zählt. 

Den Einfluss des Westens zurückdrängen

Insgesamt sollen bereits 40 Länder ihr Interesse an einem BRICS-Beitritt bekundet haben. Ihr gemeinsames Ziel: Die westlich dominierten Institutionen wie Weltbank, IWF, aber auch die UNO sollen reformiert - der Einfluss des Westens massiv zurückgedrängt werden. Besonders wenn Kremlherr Putin von einer "multipolaren Welt" spricht meint er: Die USA solle global weniger zu sagen haben, ihre Rolle als Weltpolizist sei vorbei.

Aber die BRICS-Gruppe ist nicht aufgestellt wie etwa die EU – sie hat nicht einmal ein gemeinsames Sekretariat. 

Alternatives Zahlungssystem

Forciert werden soll vorerst der gegenseitige Handel und die Idee eine Art alternatives Zahlungssystem zum US-Dollar zu entwickeln. Das würde vor allem dazu dienen US-Sanktionen zu umgehen. Russland und China haben einen Mechanismus gestartet, der ihnen erlaubt, bereits drei Viertel ihrer Geschäfte in Rubel und Renminbi abzuwickeln.

BRICS-Gipfel: Wo Putin Träume von einer neuen Weltordnung nährt

Die meisten anderen BRICS-Staaten haben bisher allerdings noch wenig Begeisterung für dieses System gezeigt. Und für die Entwicklung einer alternativen Leitwährung zum Dollar fehlt der BRICS-Gruppe, so groß sie auch werden könnte, vorerst die gemeinsame wirtschaftliche Grundlage.

Noch im Sommer hatte Russlands Außenminister Sergej Lawrov verkündet: Russland als derzeitiger Vorsitzender der BRICS sei daran interessiert, so viele Länder wie möglich aufzunehmen. Entscheiden wird aber das alles dominierende China beim BRICS-Gipfel in Kasan, ob tatsächlich eine Erweiterung stattfinden soll. Das eingeladene Saudi-Arabien zögert noch, Argentiniens Präsident Milei sagte dankend ab.

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