„Modi ist der Erste, der die Macht Bollywoods versteht“

Ein Serienplakat in Mumbai
Indiens Traumfabrik begeistert auf der ganzen Welt. In den vergangenen zehn Jahren sind die Inhalte jedoch immer hindunationalistischer geworden.
Sarah Emminger

Sarah Emminger

Sie sind eine der beliebtesten Unterhaltungsformen in Indien, vielleicht die beliebteste: Bollywood-Filme. „Man muss in der Regel nicht gebildet sein, um zu verstehen, was auf der Leinwand passiert. Im indischen Kino-Mainstream sind Musik und Tanz essenziell, es geht stark um Emotionen“, nennt Ira Bhaskar einen der Gründe für die Popularität der oft bunten, dramatischen Filme. 

Die Bollywood-Expertin war jahrelang Professorin für Filmwissenschaften an der Jawaharlal Nehru Universität in Neu-Delhi, bevor sie 2023 in Pension ging. Ihr zufolge sind die Produktionen ein bedeutender Bestandteil der nationalen Identität ihres Heimatlandes.

Bollywood habe Hollywood niemals kopieren wollen, sagt sie, sondern mit zum Beispiel dem vielen Gesang schon immer verstärkt auf andere Elemente gesetzt. Die Filme begeistern heute nicht nur in Indien, sondern auf der ganzen Welt – innerhalb der indischen Diaspora wie außerhalb. Und immer mehr europäische Länder, auch Österreich, sehen in den Hindi-Filmen wirtschaftliches Potenzial und versuchen, für indische Produzenten und Regisseure als Filmstandort attraktiver zu werden. 

Damit spiegelt die indische Filmindustrie einerseits die derzeitigen geopolitischen Umstände wider: ein großes internationales Interesse an Indien, das in seinem Handeln stark auf Unabhängigkeit setzt, gleichzeitig aber von Kooperationen mit verschiedensten Partnern profitiert. Andererseits gerät Bollywood immer stärker unter politischen Druck. Und der ist in den Filmen auch bemerkbar.  

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