Bo Xilai: Kämpferisch im Jahrhundertprozess

Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen wird Chinas gefallenem Politstar wegen Korruption der Prozess gemacht.

Seit heute steht Bo Xilai vor Gericht. Bis vor einem Jahr war er einer der mächtigsten Politiker Chinas, zuerst Bürgermeister der Hafenstadt Dalian, dann Handelsminister, dann Gouverneur der Stadt-Provinz Chongqing und Mitglied des Politbüros der Kommunistischen Partei. Vor einem Jahr war seine Frau Gu Kailai für den Mord an einem britischen Geschäftsmann zum Tode verurteilt worden, nun muss sich, nach einem knappen Jahr Untersuchungshaft, ihr Mann wegen Korruption, Bestechung und Machtmissbrauch verantworten.

Großes Interesse

Unter großem Interesse der Bevölkerung und strengen Sicherheitsvorkehrungen hat der Prozess am Donnerstag begonnen. Zum Auftakt gibt sich der gestürzte Spitzenpolitiker kämpferisch. Vor einem Gericht in der ostchinesischen Stadt Jinan wies das einstige Politbüromitglied gleich den ersten Anklagepunkt zurück. Er habe bei den Ermittlungen durch die Disziplinkommission der Partei gegen seinen Willen eingeräumt, 1,1 Million Yuan (134.000 Euro) Bestechungsgeld von einem Geschäftsmann angenommen zu haben, sagte Bo Xilai nach Angaben des Gerichts.

"Ich weiß nichts über die Einzelheiten dieses Falles", sagte Bo Xilai laut einem Transkript des Gerichts zum ersten Anklagepunkt. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm ferner vor, weitere 20 Millionen Yuan (2,4 Millionen Euro) von dem befreundeten Milliardär Xu Ming, dem Chef der Dalian Shide Gruppe, als Bestechungsgeld entgegengenommen zu haben.

Festnahmen und Proteste

Der 64-Jährige sagte dem Gericht, er wolle auf die Vorwürfe einzeln antworten. Der Auftakt des Prozesses wurde durch Festnahmen von einigen Anhängern und anderen Demonstranten überschattet, die vor dem Gericht protestierten.

Ein Demonstrant trug ein Mao-Plakat und nannte Bo Xilai einen "Volkshelden". Ein Aktivist rief: "Was ist das für ein Land? Es heißt, es sei ein öffentlicher Prozess, aber keiner kommt rein!" Er rief noch "In China gibt es keine Menschenrechte", bevor er von Polizisten abgeführt wurde. Laut Staatsfernsehen soll der Prozess zwei Tage dauern. Das Urteil werde aber erst im September verkündet.

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