China: Todesurteil öffnet nächstes Kapitel

China: Todesurteil öffnet nächstes Kapitel
Der Prozess gegen die Frau des Ex-Funktionärs ist abgehakt. Nun stellt sich die Frage: Was geschieht mit Bo Xilai?

Gu Kailai hat einen Briten vergiftet – dafür wurde sie verurteilt. Das ist die simple Darstellung, die China gern in die Öffentlichkeit getragen hätte. Doch die Intransparenz rund um den Mordfall und Gus Naheverhältnis zur Macht lassen auch nach dem Urteil die Spekulationen blühen.

Gu, Ehefrau des geschassten Spitzenfunktionärs Bo Xilai, wurde am Montag zur Todesstrafe mit Aufschub verurteilt. Das dürfte bedeuten, dass die reumütige 53-Jährige dem Henker entgeht; im besten Fall muss sie mit neun bis 25 Jahren rechnen. Gu gab zu, ihren Geschäftsfreund Neil Heywood ermordet zu haben. Es heißt, sie habe aus Angst um ihren Sohn gehandelt. Andere glauben, sie wollte mit dem Briten Geld wegschaffen, der Deal sei aber geplatzt.

Nun kommt für die KP aber erst der heikle Teil: Was soll mit der eigentlichen Hauptperson geschehen? Ehemann Bo, Ex-Parteichef von Chongqing, wo Heywood tot im Hotelzimmer gefunden wurde, und Anwärter auf einen KP-Führungsposten.

Machtkampf

China: Todesurteil öffnet nächstes Kapitel

Bo war in der Partei durch seinen radikallinken Kurs bei der marktorientierten Führung in Ungnade gefallen. Zwei Ansichten über die Zukunft des Landes prallten aufeinander. Erst schien der Mordprozess der KP gerade recht, Bo abzusägen. Durch das große Interesse muss die Partei aber nun den Schaden begrenzen.

Bo soll vom Fall seiner Frau völlig getrennt behandelt werden. Im Tribunal gegen Gu wurde sein Name gar nicht erwähnt. Ihm werden Disziplinarverstöße vorgeworfen; womöglich Beihilfe zur Vertuschung des Heywood-Mords. Ihm droht nun auch ein Verfahren, doch die Mühlen der Justiz mahlen langsam. Beobachter meinen, dass mit Bo milde verfahren wird. Er ist zwar alle Ämter los; auch seine Aussichten, beim Generationenwechsel im Politbüro im Herbst einen Sessel zu ergattern, sind dahin. Er ist aber noch Parteimitglied, manche glauben sogar an ein Comeback. Für die Zukunft scheint erst einmal der marktliberale Kurs Chinas einzementiert, auch wenn Bos "Neue Linke" noch stark ist. Für viele war die Verfolgung des Paars ohnehin nur der Versuch, einen kalten Putsch durch Chinas Linke zu vereiteln.

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund

Kommentare