Atomraketen-Schutzschild: Wie sicher ist Österreich?
Welche Staaten wollen sich an dem Schutzschirm beteiligen?
Neben Deutschland sind Großbritannien, die Slowakei, Norwegen, Lettland, Ungarn, Bulgarien, Belgien, Tschechien, Finnland, Litauen, die Niederlande, Rumänien und Slowenien dabei. Zudem will nach Angaben von Diplomaten auch Estland mitmachen. Polen will ein eigenes Luftabwehrsystem aufbauen. Frankreich wiederum setzt als Atommacht auf nukleare Abschreckung.
Die Initiative soll helfen, bestehende Lücken im derzeitigen Schutzschirm für Europa zu schließen.
Wie steht es um den derzeitigen Raketenschutzschirm?
Der NATO-Raketenschutzschirm für Europa ist vor allem darauf ausgelegt, einzelne Raketen, die etwa aus Nordkorea oder dem Iran kommen, abzuwehren. Defizite gibt es beispielsweise im Bereich ballistischer Raketen, die auf ihrer Flugbahn große Höhen erreichen, aber auch bei der Abwehr von Drohnen und Marschflugkörpern. Über die European Skyshield Initiative sollen nun unter anderem gemeinsam neue Waffensysteme eingekauft werden.
Welche Systeme sind vorhanden?
Etwa das System „Aegis“, das sich gegen Mittel- und Kurzstreckenraketen richtet, ist etwa in Rumänien und bald in Polen stationiert und stets einsatzbereit. Ferner verfügen viele NATO-Staaten über das „PATRIOT“-System: PATRIOT-Batterien sind vor allem dazu gedacht, feindliche Flugzeuge abzuschießen, können im Prinzip aber auch mit taktischen Atomsprengköpfen bestückte Raketen und Marschflugkörper abwehren.
Anders als bei den ballistischen Raketen, die die Atmosphäre verlassen und zum Teil durchs All fliegen, könnte man die Sprengköpfe nicht im Weltraum unschädlich machen, sondern in Bodennähe – mit der Folge, dass die Bombe zwar nicht explodieren, sich das radioaktive Waffenmaterial aber irgendwo verteilen würde.
Eines aber ist all diesen Raketenschirmen gemein: Sie müssen relativ schnell reagieren. Denn viel Zeit für eine Reaktion bleibt nicht etwa zwischen fünf und 25 Minuten.
Was dürfte in Bälde angeschafft werden?
Deutschland dürfte aus Israel das Arrow III-System kaufen. Dieses ist so konzipiert, dass es Raketen über die Erdatmosphäre in bis zu 2.400 Kilometer hinaufschießt. Dort trennen sich einzelne Sprengköpfe ab, verfolgen ihr Ziel und neutralisieren es. Mit diesen sogenannten Höhenabschüssen sollen vor allem ankommende atomare, biologische oder chemische Raketen sicher zerstört werden. Das System könnte bis 2025 einsatzbereit sein und würde – in Ergänzung mit den bereits vorhandenen – zu einer verstärkten Sicherheitslage beitragen. Einzelne Raketenbatterien des Systems dürften in den Partnerländern stationiert und aktiviert werden, die Kosten dürften sich auf etwa zwei Milliarden Euro belaufen und unter den mitwirkenden Staaten aufgeteilt werden.
Wie sicher ist ein Atomraketen-Abwehrsystem im Falle eines konventionellen Angriffs?
Das kommt darauf an, wie der Angriff erfolgt. Grundsätzlich sollte Europa nach Anschaffung des Arrow III-Systems vor einzelnen ballistischen Raketen und Marschflugkörpern sicher sein. Werden allerdings Attrappen und Täuschkörper mitgefeuert, rechnen Friedensforscher unter den derzeitigen Umständen mit einer fünfzigprozentigen Erfolgschance, die Bombe abzufangen.
Welche Rolle spielt Österreich?
Nachdem Österreich kein NATO-Mitglied ist, wird es sich allerhöchster Voraussicht nach nicht am Schutzschirm beteiligen, allerdings davon stark profitieren. Alle östlichen Nachbarländer sind mit von der Partie – und so kommt Österreich einmal mehr seine politische und geografische Lage zugute.
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