Atomkraft in Europa: Zukunft oder Vergangenheit?

Atomkraft in Europa: Zukunft oder Vergangenheit?
In der EU herrschen spätestens seit dem "Green Deal" starke Differenzen, ob man auf Atomkraft setzen soll oder nicht.

Während die einen freudig den Bau eines Atommüll-Endlagers verkünden, sind andere immer noch davon überzeugt, dass Atomkraft keine Zukunft haben darf. Die Europäische Kommission hat sich mit dem „Green Deal“ das Ziel gesetzt, kohlendioxidneutral zu werden. Doch in der EU ist ein Streit entbrannt, ob man für die Umwelt auf Atomkraft setzen darf oder nicht.

Atomkraft in Europa: Zukunft oder Vergangenheit?

Welche EU-Staaten kommen ganz ohne Atomstrom aus?

Der wohl stärkste Gegner von Atomkraft in der EU ist und bleibt Österreich, wo es historisch einen großen Konsens gegen AKW gibt. Aber auch die Mehrheit der anderen EU-Staaten kommt ohne Atomkraft aus (siehe Grafik oben) – zumindest auf eigenem Boden. Denn so ganz ohne lebt man auch in diesen Ländern nicht.Schätzungen zufolge sind rund 12 Prozent der Energie, die in Österreich verwendet wird, aus AKW. Strom hat kein „Mascherl“, heißt es bei Experten oft – der Strom fließt im europaweiten Stromnetz. Man kann den, der aus AKW gewonnen wird, nicht einfach „aufhalten“. Allerdings kaufen (und finanzieren) Österreicher zumindest keinen Atomstrom.

Welche EU-Staaten planen den Ausstieg?

Italien hat es bereits geschafft, Belgien (bis 2025) und Deutschland (bis 2022) arbeiten am Ausstieg aus der Atomkraft. Denn neben der Gefahr des GAU und der Müllproblematik ist Atomstrom auch teuer.

Die Herausforderung ist, dass man als Alternative zu Atomstrom nicht mehr auf Kohle oder Erdgas setzen will, sondern erneuerbare Lösungen sucht. „Nicht immer scheint die Sonne, nicht immer geht der Wind, nicht immer tragen die Flüsse genügend Wasser“, sagt Klaus Kraigher, Sprecher der Österreichischen Energieagentur. Man sei enormen Schwankungen ausgesetzt, weil erneuerbare Energien nicht laufend verfügbar sind. In der näheren Zukunft müsse man sich daher mit der Speicherfrage auseinandersetzen.

Wie der Ausstieg verzögert sich übrigens vielerorts auch der Einstieg oder Ausbau von Atomkraft: Der Aufwand und die Kosten vermehren sich – auch wegen immer größer werdenden Sicherheitsanforderungen.

Welche EU-Staaten setzen (weiter) auf AKW?

Man darf sich nicht der Illusion hingeben, dass alle Regierungen so selbstverständlich gegen AKW sind wie Österreich. Polen ist etwa gerade dabei, in die Atomenergie einzusteigen – als Alternative zur Kohlekraft. Frankreich, Schweden, Finnland, Tschechien, die Slowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, die Niederlande und Slowenien bleiben dabei. Nur die letzten beiden planen momentan keinen Ausbau. Große Teile der Bevölkerungen in diesen Staaten sind zur Atomenergie positiv eingestellt.

Auch unter Grünen - etwa in Schweden - finden sich ausgesprochene Befürworter. Schweden ist nach einem geplanten Ausstieg 1980 2010 wieder aktiv in die Atomenergie einzusteigen. In Frankreich ist der Staat eng in die Atomkraft verwickelt. Atomstrom ist oft Teil außenpolitischer Deals.

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