Kernkraftwerke in der Ukraine - Was, wenn sie getroffen werden?
Krieg und Atom - zwei Wörter, die wir eigentlich nie nebeneinanderstehen haben wollten. Doch in den letzten Tagen tun sie es immer wieder - dem russischen Staatschef Wladimir Putin sei Dank.
Bereits am Sonntag warnte die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) vor schwerwiegenden Atomunfällen. Montag berichte Moskau von der Eroberung des Atomkraftwerks in Saporischschja - dem größten in Europa. Das staatliche Unternehmen Energoatom dementierte die Darstellung und sprach von einer Falschmeldung. In der Nacht zu Freitag folgte eine Meldung, die sich leider nicht als falsch erwies.
Die ukrainische Staatssicherheit und die Akw-Leitung berichteten von einem Feuer in Saporischschja. Die russischen Angreifer hätten das Kernkraftwerk beschossen, heißt es.
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15 aktive Reaktorblöcke besitzt die Ukraine an vier Standorten. Der erste Krieg in einem Land mit aktiven Kernreaktoren - eine Situation, die es so zuvor noch nicht gab und die wohl der ganzen Welt Anlass zur Sorge gibt.
Eine radioaktive Gefahr, die von dem Unfallreaktor Tschernobyl ausgehen könnte, sieht Physiker Ingomar Gutmann von der Universität Wien nicht. Wohl eher das Spielen mit den Ängsten der Menschen. Aber wie sieht es mit den noch aktiven Reaktoren aus?
Viele entscheidende Faktoren
Nun, das sei eine Frage, ob und wie diese getroffen werden könnten – und sehr vielen weiteren Faktoren. Etwa wie viel radioaktives Inventar freigesetzt wird und ob es dabei zu einem Brand kommt oder nicht. „Wenn das gesamte radioaktive Inventar eines Kernkraftwerkes freigesetzt wird, könnte das schon der Kontamination einer Atombombe gleichkommen, jedoch ohne deren Zerstörungskraft“, erklärt Andreas Musilek vom Atominstitut der Technischen Universität Wien.
Für die unmittelbare Nähe wäre eine Beschädigung oder Explosion in einem der Kernkraftwerke natürlich so oder so katastrophal, sind sich Musilek, als auch Gutmann von einig. Der Grund dafür wären hier aber vor allem auch die unmittelbare Explosion und die damit verbundene Hitze und Detonationen.
In Österreich müsste man sich deswegen aber weniger Sorgen machen. „Sicher gebe es dann auch hier Strahlenbelastung. Diese ist abhängig von der Wetterlage. Bei Tschernobyl hatten wir etwa eine Windlage, die es begünstigt hat. Aber niemand würde abrupt an der Strahlung sterben“, sagt Musilek. Stunden oder Tage würde es dauern, bis radioaktiver Staub nach Österreich gelangen würde. „Und für diesen Fall ist Österreich sowieso vorbereitet. Da gibt es genaue Protokolle“, betont Musilek.
Panik brauche man nicht zu haben. Kaliumjodidtabletten gelagert zu haben, könne laut den Experten aber trotzdem nicht schaden. „Aber bitte nicht prophylaktisch einnehmen. Sondern nur im Ernstfall“, betonen beide. Eine weitere Vorsichtmaßnahme sind laut den Experten FFP2- bzw. FFP3-Masken lagernd zu haben. „Die HEPA-Filter, die in diesen Masken enthalten sind, sind ursprünglich im Rahmen der Atomforschung genau dafür entwickelt worden“, erklärt Gutmann.
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