Russische Truppen nahmen AKW ein - Kiew dementiert

Russisches Militär
Der ukrainische Versorger wies Berichte über die russische Einnahme des größten AKW Europas in Saporischschja im Süden des Landes zurück.

Russische Truppen haben nach eigenen Angaben die Kontrolle über das Kernkraftwerk in Saporischschja im Süden der Ukraine übernommen. Es ist das größte Atomkraftwerk Europas. Das Personal kontrolliere und warte die Anlage weiter, teilte Igor Konaschenkow, Sprecher des Verteidigungsministeriums in Moskau, am Montag mit.

Das staatliche Unternehmen Energoatom dementierte die Darstellung und sprach von einer Falschmeldung. Die Angaben sind nicht unabhängig zu überprüfen.

In einer Mitteilung von Energoatom hieß es: "Derzeit stehen alle vier Kernkraftwerke unter der Kontrolle der Ukraine und arbeiten normal. Energoatom ergreift alle erforderlichen Maßnahmen zum Schutz der Atomkraftwerke."

Laut russischen Angaben gibt es keine erhöhte Strahlung rund um das AKW. Zuvor hatte das russische Militär schon die Sperrzone um den Unfallreaktor Tschernobyl nördlich von Kiew erobert. Dabei wurde radioaktiv belastete Erde aufgewirbelt, was zu leicht erhöhten Strahlenmesswerten führte.

Energie-Abhängigkeit von Russland

In der Ukraine sind insgesamt 15 Atomreaktoren and vier Standorten in Betrieb. Auf sie entfällt etwa die Hälfte der Stromproduktion des Landes (siehe Grafik).

Beim Thema Energie ist die Ukraine insgesamt stark von Russland abhängig. Das Land importiert nicht nur Kohle und Gas, sondern auch Nuklearbrennstäbe für die Atomkraftwerke.

Kiew versucht seit Jahren, diese Abhängigkeit - und somit Erpressbarkeit - zu reduzieren. Die Ukraine soll deswegen aus dem russischen Stromnetz herausgelöst und in das europäische Stromnetz integriert werden. Das setzt aber Vorbereitung auf allen Seiten voraus. In einem Test wurde am Donnerstag, 24.2., die Verbindung des ukrainischen zum russischen Stromnetz unterbrochen. Die Abtrennung war zunächst nur als vorübergehend geplant, soll nun laut dem ukrainischen Energieministerium aber dauerhaft sein. Der Netzbetreiber Ukrenergo vermeldete am Montag, dass das ukrainische Stromnetz derzeit autonom und ohne Importe funktioniere.

Mit dem europäischen Stromnetz ist bisher ist nur ein kleiner Bereich, die "Strominsel Burschtyn", an der westlichen Grenze der Ukraine verbunden. EU-Energiekommissarin Kadri Simson hat am Sonntag bekräftigt, dass die Ukraine "so schnell wie möglich" in das europäische Netz integriert werden soll.

Die Energieminister der Union tagen am Montagnachmittag. Dabei geht es aber nicht nur um den Strom der Ukraine, sondern um die Abhängigkeit der EU-Staaten von russischen Energielieferungen. In Deutschland wird bereits debattiert, ob der Ausstieg aus Kohle und Atomkraft zumindest verzögert werden sollte.

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