Armut, Dürre, Hunger: Afghanistan leidet

Armut, Dürre, Hunger: Afghanistan leidet
Zahlreiche Hilfsorganisationen haben in den vergangenen Tagen auf bedenkliche Entwicklungen im Land hingewiesen.

Nach der Eroberung Afghanistans durch die Taliban gehört das Land laut einer Einschätzung des International Rescue Committee (IRC) zu den schlimmsten humanitären Krisenherden der Welt – mit großer Wahrscheinlichkeit auf Verschlechterung in den kommenden Monaten. Auch weltweit sind immer mehr Menschen in Not: "Im Jahr 2022 sind 274 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen, ein deutlicher Anstieg gegenüber den 235 Millionen 2021, was bereits der höchste Wert seit Jahrzehnten war", lautet die Prognose der Organisation.

Seit Mitte August ist laut der Organisation Save the Children die Zahl der afghanischen Kinder, die nicht genug zu essen bekommen, um 3,3 Millionen gestiegen.

Hilfsorganisationen erwarten, dass in diesem Winter 14 Millionen Kinder Hunger leiden – mit potenziell lebensbedrohlichen Folgen. Auch die Gesundheitsversorgung in Afghanistan steht kurz vor dem Kollaps, zudem müssen immer mehr Menschen zu drastischen Mitteln greifen, um ihre Familien zu ernähren.

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Kind aufgegeben

Vergangene Woche habe Save the Children mit einer Mutter gesprochen, die gezwungen gewesen sei, eines ihrer Zwillingskinder aufzugeben, um das zweite füttern zu können.

Eine andere Frau habe angegeben, dass ihre Familie teils fünf Tage ohne Essen auskommen müsse. Derartige "herzzerreißende Szenen" würden durch Sanktionen und Anti-Terror-Richtlinien anderer Länder gegen Afghanistan verschlimmert, die die Zurverfügungstellung von lebensrettender Hilfe stören und verzögern könnten, sagte die amtierende Afghanistan-Landeschefin von Save the Children, Nora Hassanien.

Sie forderte Ausnahmen für humanitäre Organisationen, damit Hilfen noch ankämen, bevor der Winter voll einsetze.

Afghanistan leidet aktuell unter einer der schwersten Dürren der zwei vergangenen Jahrzehnte. Mit der Machtübernahme der Taliban wurde der Großteil der Hilfen für das Land eingestellt und Reserven der Zentralbank des Landes eingefroren. Die bereits zuvor angeschlagene Wirtschaft befindet sich seither im freien Fall, Preise für Lebensmittel stiegen signifikant an.

Parallel dazu befinden sich die Taliban im Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) – fast täglich kommt es zu verheerenden Anschlägen der Terrorgruppe.

Kindersoldaten

Doch auch ohne Kampf und Terror haben die langen Kriege in den vergangenen 40 Jahren ihre Spuren hinterlassen: Erst am Donnerstag starben im Ort Gizab zwei Kinder, nachdem ein vermeintlicher Blindgänger plötzlich explodierte. Andere Kinder wiederum werden laut UNO von den Taliban als Soldaten rekrutiert.

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