Mehr als 20 Österreicher aus Kabul ausgeflogen

Mehr als 20 Österreicher aus Kabul ausgeflogen
Etwa zwei Dutzend österreichische Staatsbürger dürften sich noch in und um Kabul aufhalten.

Nachdem die Taliban im Eiltempo sämtliche Provinzhauptstädte eingenommen und auch die Hauptstadt Kabul unter ihre Kontrolle gebracht haben, versuchen westliche Länder Staatsbürger, diplomatisches Personal, Ortskräfte und schutzbedürftige Afghanen auszufliegen und in Sicherheit zu bringen.

Mitte voriger Woche etwa wurden die ersten beiden österreichischen Staatsbürger evakuiert. Bis dato wurden inzwischen gut zwei Dutzend österreichische Staatsbürger aus Kabul ausgeflogen, bestätigt Gabriele Juen, Sprecherin des Außenministeriums in Wien, gegenüber den Salzburger Nachrichten.

"Einige Dutzend" österreichischer Staatsbürger befinden sich laut Juen noch in Afghanistan. "Es handelt sich dabei nicht um klassische Auslandsösterreicher, sondern um Österreicher mit afghanischen Wurzeln", so die Sprecherin. Vorige Woche nannte das Außenministerium 50 Österreicher, die sich noch in und um Kabul aufhielten.

Acht Österreicher wurden neben Amerikanern und 96 Afghanen am Sonntag von der ungarischen Luftwaffe zunächst in die usbekische Provinzhauptstadt Buchara ausgeflogen und dann am Montag weiter nach Budapest. Die Afghanen, als Ortskräfte für das westliche Militärbündnis tätig, wurden in ein Auffanglager in Röszke an der serbischen Grenz gebracht. Der ungarische Außenminister Péter Szijjártó bezeichnete jene Afghanen als "Kameraden", die nun in Ungarn schutzberechtigt seien.

Österreich möchte keinen weitern Afghanen im Land Schutz gewähren - das betonen Innen-, Außenminister und Kanzler seit Tagen.

Mehr Zeit für Evakuierungen?

Die Lage am Flughafen in Kabul gilt als äußert schwierig. Die US-Truppen hatten mit Erlaubnis der Taliban zunächst den Sicherheitsbereich um den Flughafen erweitert. Die Gegend um den Flughafen kontrollieren aber die Taliban. Es kam bereits zu kleinen Feuergefechten. Bisher hatten die US-Streitkräfte angekündigt, den Flughafen bis zum 31. August betreiben zu wollen.

Angesichts anhaltend dramatischer Zustände am Flughafen steigt vor dem Krisengipfel der G7 der Druck auf die USA, den Einsatz über August hinaus zu verlängern. Schon eine Ausweitung des Einsatzes um "nur ein oder zwei Tage würde uns ein oder zwei Tage mehr Zeit geben, um Menschen zu retten", betonte etwa der britische Verteidigungsministers Ben Wallace.

Mehr als 20 Österreicher aus Kabul ausgeflogen

Pentagon-Sprecher John Kirby wollte nicht ausschließen, dass die Frist über Ende August hinaus verlängert werden könnte. Er betonte aber: "Unser Fokus liegt darauf, das bis zum Ende des Monates zu schaffen."

Deutlich skeptischer äußerte sich der Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im US-Repräsentantenhaus, Adam Schiff. Er halte eine Rettung aller US-Bürger, die sich noch in Afghanistan befinden, für "möglich, aber sehr unwahrscheinlich."

Taliban gegen Verlängerung

Ein Sprecher der Taliban in der katarischen Hauptstadt Doha sagte dem Sender Sky News, eine Verlängerung der Frist zu Evakuierung käme einer Verlängerung der militärischen Besatzung seines Landes gleich. Das sei weder notwendig noch werde man sich darauf einlassen.

Sollten sich die USA dazu entscheiden, werde das Konsequenzen haben, so der Sprecher. "Würden die USA oder Großbritannien zusätzliche Zeit erbitten, um die Evakuierungen fortzusetzen, wäre die Antwort ein Nein", sagte Suhail Shaheen, ein Mitglied der Taliban-Delegation. Die für den 31. August festgesetzte Frist sei eine "Rote Linie", so der Shaheen weiter.

Den großen Andrang am Flughafen in Kabul erklärte Shaheen mit dem Wunsch vieler Menschen, der Armut in Afghanistan zu entfliehen. Ängste vor Unterdrückung durch die Taliban würden als Vorwand genutzt und seien unbegründet. Berichte über Vergeltungsaktionen von Taliban-Kämpfern an Journalisten, ehemaligen Regierungsmitarbeitern und anderen vermeintlichen Kollaborateuren bezeichnete er als "Fake". Jeder Vorfall weder untersucht. Wer sich schuldig mache, werde zur Verantwortung gezogen.

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