Wegen Wärmegesetz: Eiszeitstimmung zwischen ÖVP und Grüne
Der KURIER-Bericht vom Dienstag, wonach das Erneuerbare Wärmegesetz, also das Aus für Öl und Gas bis 2040, von der Volkspartei zu Fall gebracht werden könnte, sorgte für großen Wirbel innerhalb der Koalition.
Montagnacht erklärten schließlich die koalitionären Klubchefs August Wöginger (ÖVP) und Sigi Maurer (Grüne) gemeinsam, dass sie das Wärmegesetz „auf Schiene“ sehen und dass weiter verhandelt wird.
Gelöst ist damit freilich noch nichts.
Fossile Inflation
Von grüner Seite wird immer wieder auf die Dringlichkeit des Gesetzes verwiesen, schließlich sei die aktuell hohe Inflation hauptsächlich auf den fossilen Gaspreisanstieg zurückzuführen. Zudem sei der Widerstand gegen ein Aus von Öl und Gas bei Wärme und Warmwasser nicht zuletzt auf den Umstand zurückzuführen, dass noch immer rund eine halbe Million Ölheizungen in Betrieb seien als auch rund 900.000 Gasthermen – und der Verkauf der fossilen Energieträger jährlich viele Milliarden Euro lukriere.
„Immer schwierig“
„Klimagesetze sind immer schwierig, beim Wärmegesetz hat sich die fossile Lobby mit Händen und Füßen gewehrt“, sagt Lukas Hammer im KURIER-Gespräch. Ob er damit auch ÖVP-Energiesprecherin Tanja Graf meint? „Da soll sich jeder selber ein Bild machen“, so Hammer.
Zum Hintergrund: Stein des Anstoßes waren die Aussagen von ÖVP-Energiesprecherin Tanja Graf im KURIER. Sie verlangte ein „von der Struktur her“ neues Gesetz und führte an, es brauche Technologieoffenheit – also auch den Einsatz von Biogas oder Wasserstoff als Energieträger – als auch eine Lösung für alle durch das Wärmewendegesetz betroffenen Bereiche, etwa beim Mietrecht.
Die Klubchefs von ÖVP, August Wöginger, und Grünen, Sigrid Maurer, ließen daraufhin umgehend wissen, dass die Verhandlungen „zügig weiter gehen“ und die Gesetzeswerdung „auf Schiene“ sei. Über inhaltliche Fortschritte war dabei zwar nichts zu hören, vielmehr schrieb Wöginger, es seien „bereits“ weitere Verhandlungstermine vereinbart. Was sich wie eine Demontage der ÖVP-Energiesprecherin durch den Klubchef Wöginger liest, sei aber keine, versichert der ÖVP-Klub im Parlament. Graf werde weiter bei den Verhandlungen mit am Tisch sitzen. Aber wer verhandelt eigentlich mit wem – und was?
Im November 2022 auf wesentliche Eckpunkte geeinigt
Das Erneuerbare Wärmegesetz hatte es noch im November 2022 durch den Ministerrat geschafft, was damals nur möglich war, weil sich die Koalitionsparteien ÖVP und Grüne auf die wesentlichen Eckpunkte geeinigt hatten. Die türkis-grünen Verhandler müssen jetzt aber intern ausloten, welche Zugeständnisse an die SPÖ gemacht werden können. Denn ohne die Roten gibt es keine Zweidrittelmehrheit, die dieses Gesetz für einen Beschluss benötigt, weil auch Länderinteressen betroffen sind. „Wir sind bemüht, rasch zu einem guten Ergebnis zu kommen“, so Wöginger und Maurer zur APA.
Wie heizen wir?
In Österreich sind immer noch rund 840.000 Gasheizungen, 500.000 Ölheizungen und 80.000 Heizungen mit Koks bzw. Kohle in Betrieb
Wärmewende
Das Gesetz will schrittweise, beginnend mit den ältesten Ölheizungen, ein Betriebsverbot erreichen. Bis 2035 sollen alle Ölheizungen weg sein, bis 2040 auch alle Gasthermen
Förderungen
Privatpersonen werden beim Heizungstausch mit bis zu 7.500 Euro Förderung unterstützt. Für besonders einkommensschwache Haushalte wird der Heizkesseltausch mit bis zu 100 Prozent gefördert.
Siehe auch unter: www.kesseltausch.at
Die Rolle der SPÖ
Erst dann können die türkis-grünen Parlamentsparteien wieder mit der SPÖ verhandeln. Diese hatte bei der letzten offiziellen Verhandlungsrunde im März zahlreiche Forderungen auf den Tisch gelegt, ähnlich jenen Forderungen, die zuletzt von ÖVP-Energiesprecherin Graf vorgebracht worden sind.
SPÖ-Energiesprecher Alois Schroll hat am Dienstag in einer Aussendung versichert, die Hand der SPÖ sei „zu Verhandlungen ausgestreckt“. Unverständnis zeigte er für „die endlosen Streitereien und Verzögerungen der Bundesregierung“, die nur Österreichs Abhängigkeit von Öl und Gas verlängern würden. „Der Weg zur Klimaneutralität 2040, wie sie ÖVP und Grüne versprechen, rückt in weite Ferne“.
Auch Vize-Klubchefin und SPÖ-Umweltsprecherin Julia Herr warf der Regierungskoalition eine „monatelange Blockade“ des wichtigen Gesetzes vor. Insbesondere kritisiert die SPÖ, dass noch nicht einmal der Einbau von Gasheizungen in Neubauten verboten wurde.
Hammer, der Chefverhandler der Grünen, kann bestätigen, dass weitere Verhandlungsrunden mit der ÖVP bereits fixiert wurden. Und er verweist auf die Aussagen von Maurer und Wöginger, wonach Ziel des Gesetzes der Ausstieg aus Öl und Gas in der Raumwärme sei. Ziel sei außerdem, zuerst einmal das Aus für Öl und Gas zu verankern und dann alle anderen Gesetze, etwa das Mietrechtsgesetz oder das Wohnungseigentümergesetz, daran anzupassen.
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