Gelber Widerstand und bunte Folklore

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Warum der Naschmarkt-Parkplatz vielleicht nicht (mehr) der beste Ort für die neue Markthalle ist.
Julia Schrenk

Julia Schrenk

1050. Das Gelb ist nicht zu übersehen. Hier auf dem Balkon, dort aus dem Fenster. Es sind Plakate gegen den Bau der geplanten Markthalle am Naschmarkt-Parkplatz. Das Grätzel an der Wienzeile ist im Widerstand. Seit die Pläne bekannt wurden, wehrt man sich.

Eine Markthalle würde nicht nur den Blick auf die historischen Häuser der Wienzeile zerstören, sondern auch den Naschmarkt. So sieht es zumindest die Bürgerinitiative Freiraum-Naschmarkt, die statt der Halle dort einen Park haben will. Konsumfrei und schattig, mit Aufenthaltsmöglichkeiten für die Bewohnerinnen und Bewohner der dicht verbauten Bezirke 4, 5 und 6.

1030. Der Ramsch ist nicht zu übersehen. Sisi-Häferl unter dem Balkon, Trachtenjanker aus dem Fenster. Nicht einmal für die Folklore-Fans unter den Touristinnen und Touristen wird das, was im Hundertwasser-Village angeboten wird, ein echtes Highlight sein.

Von 1990 bis 1991 verwandelte Friedensreich Hundertwasser die ehemalige Reifenwerkstatt in der Kegelgasse in das „Village beim Hundertwasserhaus“. Es sollte ein „verwinkelter, romantischer, orientalischer Bazar“ werden, „wo man gerne verbleiben und nicht flüchten will“.

Ganz Wien. Vielleicht ist der Naschmarkt-Parkplatz bei all dem Widerstand nicht (mehr) der beste Ort für die neue Markthalle. Und vielleicht ist ein von Hundertwasser gestalteter Bazar nicht der geeignetste Ort, um ihn zu einem touristischen Ramschladen verkommen zu lassen.

Ein ständiger Indoor-Markt mit Street Food und handgefertigtem Design täte Wien schon gut. Und vielleicht auch Hundertwassers Philosophie zum Bazar: „Nicht abreißen und neu bauen, sondern vorhandene Bausubstanz nützen und durch Um- und Anbau und Einbauten in Farbe und Form verbessern.“

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