Rot gegen Türkis, Kipferl gegen Handsemmerl

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Wien und Niederösterreich geben sich allzu oft freundschaftlich. In Wahrheit wollen beide aber nur eines sein: Besser als der andere.
Julia Schrenk

Julia Schrenk

Wien und Niederösterreich tun ja gerne so, als seien sie ein großes, gemeinsames Ganzes. In Wahrheit wollen aber beide immer nur eines: besser sein als der andere.

Rot gegen Türkis, 1. Mai gegen 15. November, Stadt gegen Land.

Das sind harte Matches. Dass die auch in Krisenzeiten ausgetragen werden, wissen wir spätestens seit der Osterruhe. Kurz vor deren Bekanntgabe verkündete Bürgermeister Michael Ludwig, dass Wien in den Lockdown treten wird. Da konnte Niederösterreichs Landeshauptfrau nicht viel tun, außer sich anzuschließen.

Johanna Mikl-Leitners Revanchefoul ließ aber nicht lange auf sich warten. Nachdem das Shoppen im Burgenland schon erlaubt war, ließ sie den solidarischen Lockdown mit Wien platzen und verkündete, den Handel ebenfalls zu öffnen.

Nun ja. Jetzt öffnet Wien halt auch.

Mit den wirklich harten Bandagen wird aber woanders gekämpft. Nein, nicht beim Impfen, beim Essen natürlich. Nicht nur, dass Niederösterreichs Spitzenköche dieses Wochenende wieder in Wien aufkochen (coole Aktion, die ersten waren aber die Oberösterreicher).

Man versucht, das angeblich „beste mürbe Kipferl der Welt, okay – Österreichs, zumindest Ost-Österreichs oder auf alle Fälle Wiens“ hier anzusiedeln. Es ist jenes der Bäckerei Kolm in Mödling und kaufen kann man das neuerdings in der Konditorei Hüftgold am Meidlinger Markt (von dessen Chef auch das Zitat stammt) und beim neuen Konzept-Greissler im 3. Bezirk.

Die Kipferl der Bäckerei Kolm sind – laut deren Website – schon seit 1699 in Wien „heiß begehrt“: Kaiserin Eleonore, Ehefrau von Kaiser Leopold I., habe nicht auf ihre frischen Kipferl verzichten wollen und deshalb täglich Reiter zu den Mödlinger Bäckern entsandt.

Zugegeben: Das klingt beeindruckend.

Auf der Website steht aber auch, dass das Kolm’sche Handsemmerl „das beste von Wien“ sei. Man beruft sich auf eine Auszeichnung – aus dem Jahr 2011.

Seitdem hat sich in Wien bäckertechnisch doch ein bisserl was getan. Aber das hat sich vermutlich noch nicht bis nach Niederösterreich durchgesprochen.

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