Straßen(um)benennung: Die guten Gassen sind schon aus

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.... und über die problematischen traut sich keiner drüber.
Julia Schrenk

Julia Schrenk

Adresse I. Sie erinnern sich an Ernst Hinterberger. Das war der, der den „Mundl“ erfunden hat. Und den Kaisermühlen Blues. 2014 wurde eine Gasse in der Donaustadt nach ihm benannt.

Und wenn man nicht wüsste, dass sie zu Hinterbergers Ehren benannt wurde, man könnte fast meinen, die Auswahl der Gasse war eher als Beleidigung gedacht. Eine vielleicht 300 Meter lange Sackgasse; links eine Firma, rechts ein Bürogebäude, Parkplätze.

Adresse II. Welches Bild kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie an Romy Schneider denken? Das im Badeanzug aus Swimming Pool? Irgendwas aus den Sissi-Filmen?

Vermutlich aber keines von einer ordinären Betonwand. Genau das finden Sie aber auf Google-Maps. Die Schuld von Google ist das nicht: Abgesehen von der Betonwand gibt es in der Romy-Schneider-Gasse in Liesing nur einen Wohnbau mit bunten Balkonen.

Wien und die Straßennamen, das ist so eine Sache. Größte Baustelle sind die historisch belasteten (150 weitere sollen noch heuer eine Zusatztafel bekommen), zweitgrößte der Männerüberhang (neue Straßennamen werden aber überwiegend nach Frauen benannt).

Und dann wären da noch die „freien Verkehrsflächen“. Wo immer eine Gasse (eine Straße, ein Park) noch keinen offiziellen Namen hat, kann einer beantragt werden. Nur, dass die unbenannten Gassen halt oft nicht so ansehnlich sind, wie ihre Namensgeber angesehen waren.

Aber: Die guten Gassen waren halt schon weg und die problematischen will man nicht umbenennen. Wien betreibe schließlich keine „Cancel Culture“, wie die Kulturstadträtin jüngst sagte.

Eh.

Aber ein bissl Mut zur Umbenennung wär’ schon gut. Dann gäbe es ein paar problematische Straßennamen weniger und das mit den neuen wäre nicht eine komplette Sackgasse.

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