Warum ein schöner Ort kein nettes Platzerl sein muss

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Im Schloss Schönbrunn wird noch diesen Herbst ein Heuriger eröffnen.
Julia Schrenk

Julia Schrenk

Schönbrunn bekommt also einen Heurigen. „Joseph II.“ wird er heißen (weil er den Wiener Winzern einst erlaubte, eigenen Wein auszuschenken) und von jenem Mann betrieben, der auch schon das Café Gloriette im Schönbrunner Schlosspark führt und den Kursalon Hübner in der Innenstadt. Josip Susnjara.

Susnjara hat die Ausschreibung gewonnen und laut der Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. mit einem „umfassenden und fundierten Konzept eines modern und zeitgemäß interpretierten Heurigen überzeugt“.

Sein Plan? Er will „einheimische als auch internationale Gäste à la carte verwöhnen“ und einen „modern und zeitgemäß interpretierten Heurigen“ eröffnen. Der Heurige soll ein „nettes Platzerl“ werden, „wo Wienerinnen und Wiener gerne ihre Zeit verbringen, aber auch internationale Gäste“.

Dass das so eintreten wird, darf bezweifelt werden. Waren Sie schon einmal im Café Gloriette? Das ist auch ein „nettes Platzerl“, ein sehr nettes sogar. Von nirgendwo sonst im Park hat man eine bessere Aussicht auf das Schloss. Aber ist es deshalb ein Ort, an dem die Wienerinnen und Wiener gerne ihre Zeit verbringen?

Nein. Es ist ein Touristen-Hotspot. Schön ja, aber auch: teuer, laut, der Kaffee ist nicht gut, fürs Klo muss man extra zahlen.

„Joseph II.“ wird ein ähnliches Schicksal ereilen. Die Älteren, die gern zum Heurigen gehen, werden das weiterhin machen – bei ihren Heurigen. Den echten. Die Jungen werden nicht kommen, weil sich der Heurige nix traut. Er ist halt dann auch da. Schade – ein bisschen Stilbruch hätte Schönbrunn gutgetan. Dann hätten manche vielleicht auch einen Grund gehabt, dort nach dem Lockdown wieder einmal hinzufahren.

Joseph II. – das war übrigens nicht nur der mit dem Wein, das war auch der mit den Reformen.

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