Es braucht mehr als einen neuen Namen für die Ringstraßen-Galerien
Ringstraßen-Galerien. Das klingt so elegant. Ein Einkaufszentrum an Wiens prestigeträchtigster Straße, gehobene Qualität, schöne Läden. Die ovale Form, der rot-weiß geflieste Boden, das Geländer, das Glasdach oben, der Zugang zur Brasserie des Grand Hotels nebenan.
Fast wäre man geneigt, sich in den Pariser Galeries Lafayette zu wähnen (nur ohne die schöne Kuppel). An Ort und Stelle erwacht man aber recht abrupt aus seinen Träumen: leere Schaufenster, kaum Kunden, überall rote Schilder: „Totalabverkauf“ hier, „Wir ziehen um“ dort. Und nicht erst seit Kurzem.
1993 wurden die Ringstraßen-Galerien im Kärntner-Ring-Hof eröffnet. Für den damals sehr modernen Bau wurden nur hochwertige Materialien verwendet, bei den Geschäften achtete man auf einen Mix aus internationalen und österreichischen Designern. „Das Modeangebot kann sich sehen lassen“, schrieb der KURIER damals. Im benachbarten Palais Corso, das über einem Glasgang mit dem Kärntner-Ring-Hof verbunden wurde, eröffnete der erste Billa Corso Wiens. (Ja, benannt nach dem Palais).
In den vergangenen Jahren allerdings haben die Ringstraßen-Galerien deutlich an Glanz verloren. 2015 versuchte man eine Neuausrichtung – sie scheiterte. 2019 wurde es richtig schlimm, erzählen Verkäuferinnen: Ab diesem Zeitpunkt war kaum noch Frequenz da.
Nun werden die Ringstraßen-Galerien umbenannt und umgebaut: Der Kärntner-Ring-Hof soll modernisiert und vom Palais Corso entkoppelt werden. Die Ladenflächen sollen „noch attraktiver“, den Kundinnen und Kunden soll ein „Einkaufserlebnis“ beschert werden.
Damit das gelingt, braucht es mehr als einen neuen Namen. Es ist die letzte Chance für die Ringstraßen-Galerien. Galeries Lafayette werden daraus wohl ohnehin keine mehr.
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