Mit den Wiener Philharmonikern missmutig in die neuen Zeiten
„Heiterer Muth“ heißt die Polka von Josef Strauss, die die Wiener Chormädchen – der Mädchenchor der Wiener Sängerknaben – bei ihrem ersten Auftritt bei einem Neujahrskonzert vergangenen Sonntag gesungen haben.
Ein Auftritt, der hoffen lässt, dass es besser wird mit der Gleichstellung – selbst in so traditionsreichen Institutionen – wenn auf Einladung der Wiener Philharmoniker endlich auch die Mädchen vor einem Millionenpublikum auf der ganzen Welt zeigen dürfen, was sie können. Aber die zuletzt getätigten Aussagen von Philharmoniker-Vorstand Daniel Froschauer und dem Dirigenten des heurigen Neujahrskonzertes, Franz Welser-Möst, haben diese Hoffnung im Keim erstickt: Die Wiener Philharmoniker sehen frühestens mittelfristig die Chance, dass eine Dirigentin das Neujahrskonzert leitet. Zuerst einmal müsse eine zehnjährige gegenseitige Erfahrung zwischen Orchester und Dirigat etabliert werden, sagte Froschauer. Müßig zu sagen, dass man damit längst hätte umfassend beginnen können, beginnen müssen.
Und Welser-Möst erklärte: „Die Publicity und der Wahnsinn, die damit einhergehen, sind gefährlich.“ Fürsorglich! Man möchte Herrn Welser-Möst fragen, ob er denn so gar keine Angst hatte, sich der Gefahr Neujahrskonzert auszusetzen? Und wird ihm die ganze Publicity eh nicht zu viel?
83 Mal fand das Neujahrskonzert bisher statt, noch nie hat es eine Frau dirigiert. Dafür mehrmals die gleichen Männer: Franz Welser-Möst zum Beispiel dreimal, Zubin Mehta fünfmal, Riccardo Muti sechsmal. Und wenn Christian Thielemann am 1. Jänner 2024 das Neujahrskonzert dirigiert, wird es das zweite Mal in seiner Karriere sein.
Die Wiener Philharmoniker könnten weltweite Vorbilder sein, wenn sie endlich eine Frau dirigieren lassen würden. Aber stattdessen ziehen sie es vor, in ihren alten, traditionsreichen Strukturen verhaftet zu bleiben.
Da wird es für viele Mädchen und Frauen schwierig, 2023 heiteren Mutes zu bleiben.
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