Harte Strafen für Rapid: Was man noch sagen darf
Karoline Krause-Sandner
05.03.24, 18:17Seine Worte seien nicht für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen, hatte Rapid-Geschäftsführer Steffen Hofmann beteuert. Mehr Öffentlichkeit für die von Funktionären und Spielern skandierten Fangesänge hätte es aber kaum geben können.
Die Worte, die manche von ihnen gewählt haben, tun weh. Nicht jeder Person, die sie hört. Vielleicht auch nicht unbedingt den Austrianern, an die sie gerichtet waren. Diese sind die Sprüche seit Jahrzehnten gewohnt. Aber anderen, die sie auf den verbreiteten Videos zu hören bekamen. Vielleicht sogar Menschen im Umfeld der betreffenden Spieler.
Die Fußballer, die sich hinters Megafon gestellt haben, um schwulenfeindliche Lieder mitzusingen, sind nicht als homophob bekannt. Man kann davon ausgehen, dass sie diesen Ausdruck nicht aus Überzeugung verwendet haben oder privat queere Personen ausgrenzen.
Dass sie sich dennoch hinreißen ließen, mitzusingen, zeigt, wie wenig wir manchmal in der Wahl unserer Sprache nachdenken. Dass wir 2024 noch darüber diskutieren müssen, ob man gewisse Ausdrücke heutzutage „noch sagen darf“ oder nicht, zeigt, dass wir genau diese Diskussion in der Vergangenheit verabsäumt haben.
Wir schaffen es nicht, über Antidiskriminierung zu sprechen, ohne einander zu zerfleischen. Es wird dann gern von „wokem Irrsinn“ und „Verbotsgesellschaft“ gesprochen, anstatt sich anzuhören, was das Gegenüber zu sagen hat.
Sprache schafft Wirklichkeit, heißt es so schön. Und auch wenn beteuert wird, dass niemand der Protagonisten schwulenfeindlich ist, vermittelt man mit diesen Gesängen eine Wirklichkeit. Immer noch fragen wir uns, warum kein aktiver Spitzenfußballer ein Coming-out wagt. Aber: Wer würde sich einem Kollegen anvertrauen, der homophobe Wörter in ein Megafon singt?
Harte Strafe als "Büchse der Pandora"?
Öffnet nun das harte Urteil der Liga weiteren Anzeigen nach dem Diskriminierungsparagrafen Tür und Tor? Ja. Aber vielleicht sollte man sich 2024 eben zeitgemäß ausdrücken.
Denn auch wenn Rapid jetzt bestraft wird: Das Problem ist kein exklusives Rapid-Thema und auch kein Fußball-Thema – es zieht sich durch die Gesellschaft. Ein schärferes Bewusstsein bei diesem populären Klub kann zu einem schärferen Bewusstsein in der Gesamtgesellschaft führen, hofft Vizepräsidentin Edeltraud Hanappi-Egger.
Rapid kann froh sein, eine Frau wie sie in der Führungsriege zu haben. Die Universitätsprofessorin nahm in den vergangenen Tagen die Zügel in die Hand und stellte einen Maßnahmenkatalog zusammen, der Verein und Umfeld weitgehend diskriminierungsfrei machen soll.
Seit Jahren wird gefordert, dass Führungsebenen in Unternehmen weiblicher bzw. diverser werden sollen. In der Art, wie Hanappi-Egger im Zuge des Derby-Eklats handelte, können wir alle sehen, wie viel das wert ist.
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