Schuld und Bühne in Hütteldorf: Rapid zwischen Besserung und Protest

Rapid-Präsident Wrabetz und Vizepräsidentin Hanappi-Egger (re.)
Nach dem Derby-Eklat: Rapid gelobt Besserung, präsentiert einen umfangreichen Maßnahmenkatalog, protestiert aber auch gegen die Sperren.

Bei Rapid gibt es nichts, was es nicht gibt. Am Dienstag war das mediale Interesse so groß wie noch nie. Zwölf TV-Kameras wurden im Allianz Stadion aufgebaut. Journalisten, die sonst beim Sport wegschalten, waren nach Hütteldorf gekommen.

Es wurde kein neuer Starkicker oder Trainer präsentiert, sondern „nur“ ein Maßnahmenkatalog.

Der Verein hatte sich mit der entgleisten Fan-Feier nach dem 3:0 im Wiener Derby aus eigenem Verschulden in eine Krise manövriert, bekam vom Strafsenat der Bundesliga dafür eine hohe Rechnung ausgestellt, gelobt Besserung und versucht gleichzeitig, einen Teil der Bestrafung noch wegzuverhandeln.

Sperre für alle Beteiligten 

Geschäftsführer Hofmann hatte die Austrianer beschimpft. Es folgte das Mitsingen einer homophoben Fan-Zeile durch Co-Trainer Kulovits und fünf Spieler. Alle Beteiligten wurden verurteilt und unbedingt gesperrt.

Schuld und Bühne in Hütteldorf: Rapid zwischen Besserung und Protest

„Das Urteil ist sehr hart, nachdem der Senat die Unbescholtenheit, die Entschuldigungen und den Maßnahmenkatalog gewürdigt hat“, erklärt Präsident Alexander Wrabetz den bereits eingereichten Protest.

Zehn-Punkte-Paket

Vizepräsidentin Edeltraud Hanappi-Egger – als Uni-Professorin für Gender and Diversity absolute Expertin – entwickelte und präsentierte einen Maßnahmenkatalog, „damit das alles nie wieder passiert“.

Der Zehn-Punkte-Katalog im Überblick:

  • Verantwortung übernehmen

Die Verurteilten sind sich ihrer Verfehlungen bewusst und bereuen diese zutiefst.

  • Nachschärfung Arbeitsverträge

Alle Mitarbeiter müssen sich vollumfänglich zum Rapid-Leitbild bekennen – Sanktionsmöglichkeiten werden eingebaut.Stärkung der Zusammenarbeit Rapid sucht Kooperationsmöglichkeiten mit gegen Homophobie und Diskriminierung engagierten Institutionen und Vereinen.

  • Kompetenzerweiterung

Alle Verurteilten unterziehen sich auf eigene Kosten einer verpflichtenden Sensibilisierungsschulung.

  • Einsetzen eines Change-Teams

Rapid sucht Testimonials (neben männlichen und weiblichen Schlüsselspielern auch Mitglieder der „Rapid-Familie“), die an der Veränderung der Sport- und Vereinskultur mitwirken.

  • Wertevermittlung im Nachwuchs

In der Nachwuchsarbeit werden entsprechende pädagogische Konzepte eingebaut.

  • Diversität intern fördern

Ein eigener Diversitätsbeauftragter wird im Verein installiert.

  • Kommunikation des Leitbildes

An sich steht alles Nötige im Leitbild – das soll viel sichtbarer werden, etwa auf bedruckten Bechern.

  • Positive Anreize für Initiativen

Rapid lobt einen eigenen Preis für die besten Fan-Initiativen gegen Homophobie, Sexismus und Diskriminierung aus.

  • Forcierung der Wissenschaft zu Anti-Diskriminierung im Fußball

Rapid führt eine Studie zum Umgang mit Homophobie im Stadion durch und startet die Zusammenarbeit mit Forschungsinstitutionen. Danach folgt ein Kongress, um die Umsetzungsstrategie zu erarbeiten.

Hanappi-Egger ist überzeugt, dass „das günstigste Zeitfenster“ auch tatsächlich genutzt wird: „Mit unserer Strahlkraft glauben wir daran, nicht nur im Verein, sondern auch im Land etwas verändern zu können.“

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