Protest nach dem Hammer-Urteil: Rapid wehrt sich gegen die Sperren

Protest nach dem Hammer-Urteil: Rapid wehrt sich gegen die Sperren
Die unbedingten Sperren für die Spieler sind den Hütteldorfern zu hoch. Präsident Wrabetz kündigte Protest an. Gleichzeitig präsentierte der Klub seinen Maßnahmenkatalog.

Rapid wird sich gegen das Hammer-Urteil der Bundesliga wehren. Besonders die unbedingten Sperren nach den homophoben Gesängen nach dem 3:0 im Derby gegen die Austria empfinden die Hütteldorfer als zu hoch.

Präsident Alexander Wrabetz kündigte am Dienstag an, dass der Klub Protest gegen die Strafen einlegen wird. Sicher ist aber bereits, dass der Protest keine aufschiebende Wirkung hat, die Spieler sind in Klagenfurt auf jeden Fall gesperrt. Sollten die Sperren nachträglich verkürzt werden und ein Spieler hätte in Klagenfurt doch eingesetzt werden können, droht der Bundesliga ein juristisches Chaos. 

Wrabetz begründet: "Das Urteil ist sehr hart, weil der Senat die Unbescholtenheit, die Entschuldigungen und den im Senat vorgestellten Maßnahmenkatalog gewürdigt hat." Trotzdem kamen bis zu drei Spiele Sperre unbedingt heraus.  "Dazu gibt es den Vergleich zum Fall Paris SG, wo sich Spieler am Spielfeld beteiligt haben und für ein Spiel bedingt gesperrt wurden. Deswegen werden wir gegen die unbedingten Sperren Protest einlegen."

Wrabetz betont auch: "Die Spieler haben gesagt, dass sie die Verantwortung übernommen. Aber sie haben alle keine homophobe Einstellung." Sie hätten das vor dem Senat der Bundesliga glaubhaft gemacht.

Rapid dulde laut Wrabetz eine solche Einstellung auch nicht.

Die Replik auf Sportminister Kogler

Eine Rüge erteilte Wrabetz Sportminister Werner Kogler, der die Rapid-Sponsoren nach dem Skandal in die Pflicht genommen hatte. "Er sollte dafür sorgen, dass  Geld in den Sport kommt. Nachdem ich ihm gesagt habe, was wir mit dem Maßnahmenkatalog vorhaben, hat er nichts mehr gesagt. Ich hoffe, es bleibt dabei."

Unabhängig vom Urteil präsentierte Rapid am Dienstag den Maßnahmenkatalog zur Bekämpfung von Homophobie und Sexismus . Vizepräsidentin Edeltraud Hanappi-Egger sprach vom umfassendsten  Katalog, den es gibt. 

Die zehn Punkte der Maßnahmen

  1. Verantwortung übernehmen
    Die an den Vorfällen beteiligten Spieler und Funktionäre sind sich ihrer Verfehlungen bewusst und bereuen diese zutiefst.
  2. Nachschärfung der persönlichen Verantwortung in den Arbeitsverträgen
    Rapid wird in allen Arbeitsverträgen festlegen, dass sich die MitarbeiterInnen vollumfänglich zu dem Leitbild des SK Rapid bekennen und entsprechend handeln. Es soll Sanktionsmöglichkeiten geben.
  3. Sensibilisierung und Kompetenzerweiterung
    Alle an den Vorfällen beteiligten Spieler und Funktionäre unterziehen sich einer verpflichtenden Sensibilisierungsschulung, die über ihre erbrachten Eigenleistungen finanziert wird. 
  4. Stärkung der Zusammenarbeit mit einschlägigen Institutionen
    Der SK Rapid evaluiert verschiedene Kooperationsmöglichkeiten mit gegen Homophobie und Diskriminierung engagierten Institutionen und Vereinen und setzt entsprechende Kooperationsprojekte um. 
  5. Vermittlung der Werte des SK Rapid in der Nachwuchsarbeit
    Der SK Rapid baut entsprechende pädagogische Konzepte in seine Nachwuchsarbeit ein, mit Fokus auf die Akademie, da gerade diese Phase für das Selbstverständnis als Fußballer besonders wichtig ist.
  6. Diversitätskompetenz intern fördern
    Es wird eine Position eines/einer Diversitätsbeauftragten mit einem entsprechenden Aufgabenprofil geschaffen.
  7. Einsetzen eines Change-Teams
    Rapid identifiziert Keyplayers, neben Schlüsselspieler aus den Männer- und Frauenteams unterschiedliche Mitglieder aus der Rapid-Familie, die intensiv an der Veränderung der Sport- und Vereinskultur mitwirken und sich als Fürsprecher und Testimonials zur Verfügung stellen werden.
  8. Breite Kommunikation des Leitbildes
    Das Leitbild des SK Rapid, welches Diskriminierungen jeglicher Art verurteilt, wird allen sichtbar in Erinnerung gerufen, durch u.a. Bedrucken auf Getränkebechern, Publikationen und Sichtbarmachung im Stadion. 
  9. Der SK Rapid schafft positive Anreize für Initiativen gegen Homophobie, Sexismus und Diskriminierung
    Es wird ein eigener Preis für die besten Fan-Initiativen gegen Diskriminierung ausgelobt.
  10. Forcierung der wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Anti-Diskriminierung im Fußballsport
    Rapid führt eine Studie zum Umgang mit Homophobie im Fußballstadion durch und startet die Zusammenarbeit mit Forschungsinstitutionen. Ein (internationaler) Kongress wird den wissenschaftlichen Diskurs fördern und Umsetzungsstrategien erarbeiten.
Vizepräsidentin Edeltraud Hanappi-Egger

Vizepräsidentin Edeltraud Hanappi-Egger

Das Urteil der Bundesliga vom Montag

Rapid bekam einen bedingten Abzug von drei Punkten, der bis zum 4. März 2026 nachgesehen wird. Drei Punkte Abzug gibt es, wenn in den nächsten zwei Jahren ähnliches passiert wie nach dem jüngsten Derby.

Die persönlichen Strafen lauten wie folgt:

  • Guido Burgstaller
    6 Pflichtspiele Sperre, davon 3 Spiele bedingt auf 24 Monate bis 04.03.2026. Teilnahme an Workshops zum Thema Diskriminierung.
     
  • Marco Grüll
    6 Pflichtspiele Sperre, davon 3 Spiele bedingt auf 24 Monate bis 04.03.2026. Teilnahme an Workshops zum Thema Diskriminierung.
     
  • Niklas Hedl  
    Verletzung des FairPlay-Gedankens; 3 Pflichtspiele Sperre, davon 2 Spiele bedingt auf 24 Monate bis 04.03.2026. Teilnahme an Workshops zum Thema Diskriminierung.
     
  • Max Hofmann 
    Verletzung des FairPlay-Gedankens; 3 Pflichtspiele Sperre, davon 2 Spiele bedingt auf 24 Monate bis 04.03.2026. Teilnahme an Workshops zum Thema Diskriminierung.
     
  • Thorsten Schick 
    5 Pflichtspiele Sperre, davon 3 Spiele bedingt auf 24 Monate bis 04.03.2026. Teilnahme an Workshops zum Thema Diskriminierung.
     
  • Stefan Kulovits (Co-Trainer) 
    Diskriminierung; Funktionssperre Spielbetrieb (Heim- und Auswärtsspiele) für drei Monate (davon 1 Monat bedingt nachgesehen bis 04.03.2026). Teilnahme an Workshops zum Thema Diskriminierung. 
     
  • Steffen Hofmann (Geschäftsführer)
    Ehrverletzung; Funktionssperre Spielbetrieb (Heim- und Auswärtsspiele) für zwei Monate (davon 1 Monat bedingt nachgesehen bis 04.03.2026).

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