„Dramatisch“
Eher hätte „ Dienststellenversammlung“ dafür das Zeug gehabt, weil es gar so viel Österreich in sich trägt.
Das Wort des Jahres 2013 wird hier sicher nicht das Wort der Woche: Denn „frankschämen“ ist – so amüsant das Chaos im Team Stronach wieder einmal sein mag – nur so billig, wie es nicht originell ist. Eher hätte „Dienststellenversammlung“ dafür das Zeug gehabt, weil es gar so viel Österreich in sich trägt. Verhindert hat’s der Vizekanzler. Der nämlich schenkte uns Untertanen reinen Punsch ein und offenbarte, dass die Lage „dramatisch“ sei. Ein Wort, das auch unfreiwillig die Energie besitzt, Volkes Gemütslage im Angesicht strudelteigiger Koalitionsgespräche zu beschreiben.
Dramatisch also. In diesem Sinne durften wir erleben, wie die Geheimwerker von SPÖ & ÖVP ihre Rendezvous schilderten und nur eine Gewissheit übermittelten: Dass sie offenbar nicht am selben Tisch sitzen. Denn während die roten Bastler demonstrativ alles auf bestem Weg wähnten, trugen die schwarzen Tüftler nur die Botschaft des Stillstands vor.
Visionär
Hier die SPÖ, für die es nur eine simple Erbschafts- und Vermögenssteuer zum Wohle der Republik bräuchte. Da die ÖVP, die das als „No Go“ betrachtet und lieber große Würfe einfordert. So sprach Visionär Spindelegger: „Mit dem Klein-Klein kommen wir nicht ans Ziel.“
Und wer nach 27 Jahren ständiger ÖVP-Regierungsverantwortung jetzt ein „dramatisch“ im Munde führt, dem bleibt nur mehr der Weg zum Bundespräsidenten. Diesen beschritt Spindelegger gottlob nicht still und leise, denn das wäre einer großen Sorge um die Zukunft des Landes kaum würdig. Nein, vielmehr wurde sein Flehen, Heinz Fischer möge doch den Reformblockierern in aller Freundschaft den Marsch blasen, den Medien als staatsmännische Verantwortung präsentiert. Na und? Wenn es dramatisch ist, muss man eben auch in Kauf nehmen, dass listige Kritiker nur die patscherte Inszenierung eines öffentlichen Pokers erahnen wollen.
Prompt rief Bures: „Schluss mit diesen Spielchen und Erpressungsversuchen!“ Und ehe wir noch alle im Chor „Hört! Hört!“ brüllen konnten, folgte schon der Konter von Mikl-Leitner: „Man darf jetzt keine Realitätsverweigerung betreiben.“
Nörgler
Apropos: Es war beinahe rührend, wie sehr sich beide Parteien, wenn auch mit unterschiedlichen Motiven, für die jüngste PISA-Studie feierten. Dass unsere Schüler punktemäßig zwar noch immer keinen Deut besser als im Jahr 2000 sind, irritiert aber bestenfalls die Experten. Heißt: Nörgler, die eine zwischenzeitliche Rückkehr zum Mittelmaß just nicht als „Trendumkehr“ sehen wollen.
Lieber vernehmen wir die Frohbotschaft, dass nach einer Hundstorfer’schen Nachberechnung das Budgetloch um vier Milliarden Euro kleiner wurde. Nicht mehr lange, und es ist nur mehr ein Nadelöhr, durch das uns ein rot-schwarzes Kamel fröhlich entgegenhüpft.
Ansonsten gibt es nur zu berichten, dass Amina Dagi offiziell ihre Nasen-OP zugegeben hat, was – wer auch immer die Dame sein mag – ebenfalls dramatisch klingt. Und dass auch die Kronen Zeitung Nelson Mandelas Tod auf Seite 1 vermeldete. Wenn auch nur sehr klein, weil eben die Story über einen entführten Dackel wichtiger war: „Schnuffi nach Odyssee zu Hause.“ Erst dramatisch, dann Happy End – auch ein Zeichen für Koalitionsschnuffis.
michael.hufnagl(at)kurier.at
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