Bei der Präsentation des Klimatickets für den Öffentlichen Verkehr in Österreich war es aber sicher kein aufgesetztes Lächeln. Es machte vielmehr den Eindruck, dass sie innerlich den politischen Triumph auskostete. Es ist ihr etwas gelungen, das vor einem Jahr kaum jemand für möglich gehalten hat. Burgenlands SPÖ-Landeshauptmann Hans Peter Doskozil gestand das bei der Pressekonferenz auch öffentlich ein. Ihre Vorgänger hatten immer nur angekündigt, dass sie über alle Bundesländer hinweg ein einheitliches, billiges Jahresticket schaffen wollen. Leonore Gewessler hat es umgesetzt, obwohl ihr am Beginn ein Scheitern prophezeit worden war.
Natürlich stimmt die Kritik der Opposition, dass die Ministerin ihren ursprünglichen Plan nicht umsetzen konnte. Sie wollte ja ein 1-2-3-Ticket einführen. Eine Jahreskarte um 365 Euro pro Bundesland, um 730 Euro für zwei Bundesländer und um 1.095 Euro für ganz Österreich. Am Ende ist jetzt nur der dritte Schritt übrig geblieben, den Rest haben sich die Länder eigenständig geregelt. Diese Einwände hat Leonore Gewessler weggelächelt. Es ist für sie verschmerzbar, dass nicht alle ihre Wünsche umgesetzt werden können. Genauso wie die Tatsache, dass der Bund für das billige Öffi-Ticket insgesamt mehr ausgeben muss als zu Beginn geplant. Ihr politischer und persönlicher Triumph wird dadurch nicht geschmälert.
Nicht zu unterschätzen
Spätestens seit dieser Woche wissen nun alle, dass man Leonore Gewessler nicht unterschätzen darf. Sie ist zwar eine Quereinsteigerin, beweist jedoch als ehemalige Geschäftsführerin der Umweltorganisation Global 2000, dass man mit entsprechender Konsequenz eine Agenda umsetzen kann. Ihr Agieren, ihr Umgang mit den Bundesländern war zwar nicht immer die feine politische Art, der Endzweck jedoch wurde erreicht. Das muss die Verkehrsreferenten in den Bundesländern noch hellhöriger machen, weil nach dem Klimaticket die schwierigen Gespräche über jene Straßenbauprojekte anstehen, die die Ministerin stoppen hat lassen. Und dass ihr zusätzliche Straßen keine Freude bereiten, hat sie immer wieder klargemacht.
Leonore Gewessler ist jedenfalls jene Ministerin, die bisher der Bundesregierung am deutlichsten eine grüne Handschrift verpasst hat. Sie ist auch die Antwort für die Parteibasis, wenn sich die wieder einmal die Frage stellt, warum man in eine Regierung mit den Türkisen gegangen ist.
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