Es interessiert mich nicht, aber das kann ich nicht beweisen.

von Marco Weise

über das Buch von Frank Spilker, Tipps zum Fortgehen, Partys, die Gürtel Affäre, Wiener Clubkultur und Konzerte

Es heißt, dass man ungefähr die Hälfte der Zeit, die eine Beziehung gedauert hat, dafür braucht, um sich abzunabeln. Und alte Menschen kommen gar nicht mehr los von denen, die sie verloren haben, selbst wenn sie es möchten. Aber was bedeutet das schon, 'sich abnabeln'? Nicht mehr zu trauern? Es kommt immer wieder, in heißen Schüben, die nicht zu verdrängen sind. Ein Bild von Andrea, der Klang ihrer Stimme, ihr Lachen auf dem Anrufbeantworter, das ich endlich mal löschen muss – irgendein Detail ihrer Präsenz schleicht sich in das Bewusstsein, und der Schmerz ist wieder da. Heiß und flammend für einen Moment, vielleicht sogar für eine ganze Weile. Jede Ablenkung ist hilfreich, auch wenn es keine Situation gibt, in welcher der Schmerz nicht seinen winzigen, bohrenden Durchschlupf fände. Dauernd diese Bilder: Sie fährt auf dem Fahrrad vor mir her. Eine Anhöhe, Gegenwind, eine Abfahrt. Es beginnt zu regnen, wir hocken unter einem ausgebreiteten Mantel und warten darauf, dass der Regen nachlässt. Sie sitzt mir in der U-Bahn gegenüber und lächelt, gleich steigen wir aus. Es riecht nach London. Am schlimmsten ist der Klang ihrer flüsternden Stimme ganz nah an meinem Ohr. Wenn diese Erinnerung kommt, erwischt es mich immer mit voller Wucht..."

Diese Worte stammen aus Frank Spilkers Roman-Debüt und stehen für alle von der Liebe verlassenen Menschen dieser Welt. Dass der baumlange Frontman der wunderbaren Band Die Sterne unter die Autoren gegangen ist, überrascht keineswegs, denn Spilker ist der Erfinder von Songs wie "Was hat dich bloß so ruiniert" oder "Universal Tellerwäscher". Seine Geschichte handelt von einen gescheiterten Grafik-Designer, der die Stadt verlässt um sich bei einem Landaufenthalt selbst zu finden. Es ist eine tragisch-komische Geschichte, die er bei einer Lesung im Wiener Rabenhof am 27. Oktober vorstellen wird. Hinfallen. Und Wiederaustehen. So ist das Leben.

Nun zu weiteren Fortgehtipps der kommenden Tage:

Sir Tralala wird mit seiner Begleitband The Golden Glanders im dasWerk konzertieren. Hinter dem Pseudonym steht David Hebenstreit, ein Singer/Songwriter, der sich seit Jahren mit seiner Musik durch die Wiener Clubs spielt und als genial-exzentrisches (Dauer-)Talent gefeiert wird. Der - sagen wir mal - richtige Durchbruch ist ihm bislang aber noch nicht gelungen. Aber das macht nichts, muss ja nicht sein. Erwarten kann man sich traurig-schöne Lieder und Coverversionen - von "The Mercy Seat" zum Beispiel.

Zuerst Shoppen und dann Tanzen. Wo man das kann? Beim „Stell dir vor…“ im Loft. Natürlich ist diese Kombination aus Mode und Party nichts Neues, aber das macht ja nichts. Der Flohmarkt beginnt um 15.00, die Party übernimmt ab 22.00 Uhr. Für die Musik sorgen zahlreiche DJs von unterschiedlichen Crews.

Alles hat bekanntlich ein Ende, auch die Tanz Baby-Karriere: Die heimische Band rund um den charismatischen Sänger David Kleinl zieht nach acht Jahren einen Schlussstrich. Für das letzte Konzert hat man sich das WUK als Bühne ausgesucht. Dort wird man mit mit Mitgliedern von Bilderbuch, Bo Candy & His Broken Hearts, Garish, Fijuka, Violetta Parisini und anderen Abschied feiern.

Das Festival Wien Modern wird in der Grellen Forelle die Eröffnungsfeier haben. Unter dem Motto: "Neue Musik in neue Ohren" wird das Klangforum Wien gemeinsam mit den experimentierhungrigen Veranstalterkollektiven Zirkus Maximus und Tingel Tangel die Grenzen zwischen zeitgenössischer Musik und elektronischer Tanzmusik ausloten.

"Liebhaberinnen des Radikalen" nennt sich eine Veranstaltungsreihe, mit der das Wiener KosmosTheater "40 Jahre Neue Frauenbewegung" feiert. Von Donnerstag bis Samstag bieten unter anderem eine Buchpräsentation oder ein "Speed Dating" mit Vertreterinnen der Neuen Frauenbewegung Einblicke in "die Lebendigkeit, die politische Phantasie, den radikalen Witz und Aktionismus" der Frauenbewegung der 1970er-Jahre. Zu Gast ist auch Alice Schwarzer mit einer Lecture zum Thema "Feminismus heute - über Siege und Niederlagen".

Wer in Graz wohnt, die kommenden Tage zufällig dort vorbei kommt oder schon immer mal in die Stadt an der Mur fahren wollte, sollte das dieses Wochenende machen. Denn es ist Elevate-Zeit.

Bereits zum vierten Mal heißt es am Freitag: Gürtel Affäre. Vier Clubs, eine Veranstaltung, ein Ticket und eine Stichprobe der heimischen DJ-Szene. Von House über Techno bis hin zu Disco werden auf insgesamt sechs Floors 37 PlattendreherInnen für Unterhaltung sorgen. Man kann im Loft bei der U-Bahn-Station Thaliastraße anfangen und sich dann Gürtelaufwärts hochfeieren. Über die Auslage geht es zum Weberknecht und ins B72. Wer danach noch nicht genug hat, kann ja wieder von vorne beginnen. Oder einfach die Münze und das Line-up entscheiden lassen, in welchem Club man bis in die Morgenstunden feiert.

Gewinnspiel: Wir verlosen für die Gürtel Affäre 1x2 Karten. Eine eMail mit dem Betreff "Strizzi" an kult(at)kurier.at genügt.

Seit geraumer Zeit findet in der Pratersauna in unregelmäßigen Abständen die Veranstaltungsreihe Dusch dich statt. Diesen Freitag ist es wieder mal so weit und es werden unterschiedliche Wiener Partyreihen an einem Strang ziehen – so lautet nämlich das Konzept. Diesmal am Start: Soundterasse, Vihanna, Deep Baked und der Bubble Club. Für die Visuals sorgen die Etetpetetes. Als Spezialgast wird der italienische Produzent Stefano Miele alias Riva Starr eingeflogen, der TechHouse-Beats gerne mal mit Balkan-Pop vermengt. So ist dann auch sein Hit " I was drunk" entstanden.

Die schrille wie trashige Veranstaltungsreihe „House Of What The Fuck“ feiert im Morisson Club seinen ersten Geburtstag.

Wer Schlafprobleme hat, gerne sehr früh aufsteht, oder von Freitag noch immer unterwegs ist, könnte in die Grellen Forelle zur offiziellen Afterhour der Gürtel Affäre schauen. Bis Mittag wird das Ganze zirka dauern – also offiziell. Inoffiziell sieht die Sache natürlich anders aus. Wer keinen Bock auf so einen ausgiebigen Partymarathon hat und am Samstagvormittag lieber klar im Kopf sein möchte, kann den Tag zum Beispiel mit einem Frühstück im Marks (Neustiftgasse 82, 1070 Wien) angehen.

Bosse ist zurück: Mit neuen Liedern und mit einem neuen Album. Es ist sein fünftes und trägt den Titel „Kraniche“. Darauf gibt er wieder den scharfsinnigen Beobachter, den Hymnen-Kaiser, der mit Melodien und bedeutungschweren Texten nicht spart. Erinnert an Thees Uhlmann. Im Flex wird Bosse, der übrigens für Deutschland zum Song Contest fahren wird, seine neuen Songs präsentieren.

Gewinnspiel: Wir verlosen 1x2 Karten für das Bosse-Konzert im Wiener Flex. Eine eMail mit dem Betreff "Ich bin Boss" an kult(at)kurier.at genügt.

Das Puff Zack, der Club mit dem Gratis-Popcorn, ist ins Brut übersiedelt. Zur ersten Sause in der neuen Saison setzt man auf den Support von Vuk Dedier vom Sexy-Deutsch-Kollektiv. Das heißt: Es wird ein musikalisch abwechslungsreicher Abend werden – von Disco über HipHop, UK Style und House wird alles dabei sein.

Während im Loft der französische Produzent Brodinski mit seinen lässigen Breakbeats und sexy Synthesizer-Attacken dem Hipstertum gehörig in den Arsch treten wird, besucht der Spanische DJ und Produzent Oriol Riverola aka John Talabot das E-nix in Pratersauna. Mit seinem Debüt-Album "Fin" lieferte er einen Achtungserfolg in Sachen feiner und ausgeklügelter Tanzmusik ab. Dazu gab es Killertracks für die Primetime am Dancefloor und eine Tour mit The xx. Nun reiht er sich in den erlesenen Kreis der DJ-Kicks-Compilations ein und fertigte ein Mixtape an. Dieses beinhaltet Nummern, mit denen er sich in den letzten Jahren umgeben hat. Da reihen sich Clubtracks an sphärische Disco-Sounds und melancholische Deep-House-Downer. So oder so ähnlich wird er es dann auch am Samstag in der Pratersauna beim E-nix angehen.

Gewinnspiel: Wir verlosen für das E-nix mit John Talabot 3x2 Karten. Eine eMail mit dem Betreff "DJ Kicks" an kult(at)kurier.at genügt. Die Gewinner werden per eMail verständigt.

Der Fairlight Club im Leopold holt Tiger & Woods nach Wien. Dieses Duo liefert seit Jahren enorm lässige Disco-Edits ab. Sie lieben Loops, haben sie in einem Interview mal gesagt. Mit „Through The Green“ haben sie auch ein feines Album am Start, das mit funky wie herrlich discoiden 8-Minütern im Club seine ganze Kraft entfaltet.

Am Samstag treten bekannte österreichische Kabarettisten und junge Nachwuchstalente zugunsten des Integrationshauses im Stadtsaal auf. Mit dabei sind Florian Scheuba, I Stangl, Rainer Nikowitz und Nadja Maleh. Der Reinerlös der Veranstaltung kommt ausschließlich dem Integrationshaus zugute. Lachen hilft! Hingehen auch.

Frank Spilker liest aus seinem Debüt-Roman "Es interessiert mich nicht, aber das kann ich nicht beweisen" im Wiener Rabenhof. Eine Geschichte vom Niedergang. Dann, wenn alles den Bach runter geht.Gewinnspiel: Wir verlosen dafür 1x2 Karten. Eine eMail mit dem Betreff „Sterne“ an kult(at)kurier.at genügt.

Nun ist es soweit: Das Crazy feiert sein Ende. Soll heißen. Am Dienstag findet die Veranstaltungsreihe, die seit zwölf Jahren jeden Dienstag im Flex stattgefunden hat, vorerst ihr Ende. "12 Jahre war es her, da begannen mit Mateo & Matos die Crazy-Dienstage - nun enden sie hier mit Stephan Bodzin“, schreibt dazu Rudi Wrany, der Mann hinter dem Crazy, auf der Facebook-Veranstaltungsseite. Im November werden sich die Dienstage dann vier Veranstalter untereinander aufteilen.

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