Vor zwei Jahren - Ende Mai/Anfang Juni 2020 - gingen Schwarze Menschen weltweit auf die Straße, um für ihre Rechte einzustehen. Als am 25. Mai 2020 der Afroamerikaner George Floyd in Minneapolis von einem weißen Polizisten getötet wird, löst das weitläufige Proteste aus. Das Video der Tat wurde so schnell verbreitet, dass jede Person mitansehen konnte, wie ein Schwarzer wehrloser Mensch stirbt. Besonders groß werden die Demonstrationen auch, weil diese Art zu sterben für Schwarze Menschen nichts Neues darstellt. Das Leben in Angst vor der Polizei und in stetiger Präsenz von rassistischen Strukturen prägt. Es ist ein Leben, welches fordert, für seine Rechte einzustehen. Ganz unter dem Motto: Wenn man’s nicht selbst tut, macht es keiner.
Als erste Widerstandsgeschichte wird oft der Kampf von Josephine Soliman erzählt. Josephine war die Tochter des ersten namentlich bekannten Schwarzen Menschen in Österreich Angelo Soliman, der am Hof der Liechtensteins tätig war. Er war zwar zu Lebzeiten durchaus geschätzt, nach seinem Tod wird er jedoch ausgestopft und ausgestellt. Die Tochter kämpfte dafür, ihren Vater begraben zu dürfen. Etwas, das ihm verwehrt blieb, da weiße Menschen Schwarze Körper lieber zu ihrem Entertainment anschauen wollten.
Viele weitere Geschichten des Widerstandes von Schwarzen Menschen bleiben vergessen. Umso wichtiger sind Überlieferungen, wie zum Beispiel die aus dem Ashantidorf - einer sogenannten Menschenschau, wo Schwarze Menschen zur Unterhaltung ausgestellt wurden. Einer der Menschen, der um 1900 vorgeführt wurde, beschwerte sich nämlich bei einem Schriftsteller über die stereotype Darstellung. Denn nackt würde er in Afrika sicher nicht herumgehen.
Widerstand über Jahrzehnte
Im Nationalsozialismus finden sich ebenfalls Spuren vom Widerstand Schwarzer Menschen. Ein Schwarzer Wiener kritisierte das NS-Regime in der Öffentlichkeit und beteuert, dass nach dessen Untergang bessere Zeiten für Arbeiter*innen anstehen würden. Jahrzehnte später in den 60ern kritisierten Schwarze Studierende Rassismus und wendeten sich an die Medien. Die 90er und die frühen 2000er waren geprägt von den Todesfällen von Marcus Omofuma und Seibane Wague - ausgelöst von der österreichischen Polizei und dem medizinischen Personal.
Rund um die beiden Fälle entstanden große Protestbewegungen von österreichischen Schwarzen Menschen. Die wenigsten wissen jedoch, dass der erste große Protest gegen Polizeigewalt in Wien bereits im März 1999 stattfand – 2 Monate vor Omofumas Tod.
Schwarzer Widerstand ist viel mehr
In den letzten Jahren wurde vermehrt Social Media dazu genutzt, sich mit anderen Menschen zu verbinden, um auf Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen. Dazu gehörte zum Beispiel der Protest vor dem Dorotheum im Jahr 2017 als versucht wurde, menschliche Überreste aus kolonialisierten Gebieten in einem "Tribal & Curiosity Sale" zu verkaufen. Die Kulturbranche gehört ebenfalls zu den viel kritisierten Bereichen, falls rassistische Stücke gezeigt werden oder mit rassistischer Sprache wie dem N-Wort geworben wird.
Schwarzer Widerstand ist allerdings viel mehr. Manchmal ist er einfach nur schöne Tage mit anderen Schwarzen Menschen im Park zu verbringen. Spätestens nach dem Fall um die Amtshandlung gegen den Rapper T-Ser im Jahr 2018 wissen wir, wie das für Schwarze Personen enden kann. Oft kommt einem die pure Existenz als Widerstand vor. Die #BlackLivesMatter Bewegung war nicht das erste Mal, dass Schwarze Menschen in Österreich sich laut gegen Rassismus aussprachen. Es wird leider auch nicht das letzte Mal gewesen sein, dass dies notwendig wird.
Schwarz mit großem S ist eine Selbstbezeichnung. Es ist ein Begriff, welcher sich nicht auf biologistische Merkmale stützt. Er bezeichnet eine soziale Konstruktion für Menschen mit gemeinsamen Lebenswelten und Erfahrungen, welche oft mit Rassismus im Zusammenhang stehen, doch auch andere Aspekte berücksichtigen. Im Gegensatz dazu wird der Begriff weiß wird in vielen wissenschaftlichen Kontexten klein geschrieben, oft ebenfalls kursiv. Das geschieht um ebenfalls anzuzeigen, dass es sich um eine soziale Konstruktion handelt.
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