Russische Medien: "Serbische Raketen fliegen über den Köpfen der Russen"
Eines der weltweit letzten Länder, die weiterhin freundliche Beziehungen zu Russland pflegen, ist Serbien. Genau aus dem Grund haben sich auch viele Russen eine Waffenlieferung aus dem orthodox-christlichen Freundschaftsstaat erhofft. Dem Wunsch ist Serbien aber nicht nachgekommen, wie Kyrylo Budanow im Interview mit Voice of America bestätigt.
Der Direktor des ukrainischen Militärnachrichtendienstes sprach im Interview ausführlich über den Waffenmangel Russlands und welche Drittstaaten die dringend benötigten Waffen liefern könnten. "In der Tat ist der Iran fast das einzige Land, das Waffen liefert. Es gab Berichte, dass etwas aus Nordkorea kam, aber wir haben keine Bestätigung dafür", erklärt Budanow.
Nach seinen Angaben versucht Russland, "überall etwas zu kaufen". Das Land habe große Probleme. "Serbien, in das alle in Russland große Hoffnungen gesetzt hatten, hat sich geweigert, ihnen Waffen zu schicken", sagt der Generalmajor.
Wandel von Osten nach Westen
Die Entscheidung Serbiens, nun doch keine Waffen an Russland zu liefern, könnte einen entscheidenden Richtungswechsel in der serbischen Außenpolitik bedeuten. Seit Jahren versucht der serbische Präsident Aleksandar Vučić den Spagat zwischen dem Osten und dem Westen. Dieser Balanceakt war für ihn im letzten Jahr besonders herausfordernd.
Es steht im Raum, dass er jetzt doch dem Druck der EU und den USA nachgeben könnte. Wiederholt wurde seine Regierung aufgefordert, eine klare Stellung zu Russland zu nehmen. Zuletzt kam auch die Warnung, die EU-Beitrittsverhandlungen würden gestoppt, falls sich Serbiens Außenpolitik nicht an die der EU anpasst.
Abhängig von Gas und Öl
"Serbien ist abhängig von russischem Gas und Russland hat Serbien im Kosovo-Konflikt den Rücken gestärkt. Die Unterstützung Russlands in Serbien hängt stark von diesen Faktoren ab. Es ging über die Jahre um die gemeinsamen Interessen", erklärt Vuk Velebit. Der aus Belgrad stammende Politikwissenschaftler betont auch, dass Serbien seit Beginn des Ukraine-Krieges versucht habe, sich von Russland zu distanzieren. Nicht zuletzt deshalb hat Serbien letzte Woche bei der UN-Generalversammlung gemeinsam mit 140 anderen Ländern für den Rückzug russischer Truppen aus der Ukraine gestimmt.
Diese Distanzierung sei wegen der starken Abhängigkeit von russischem Gas und Öl aber nur schwer, so der Experte. In den letzten zwei Jahrzehnten hätten russische Unternehmen auch stark in serbische Medien investiert, was die größtenteils positive mediale Berichterstattung aus Belgrad erklärt.
Im Parlament keine Antworten
Die neuesten Medienberichte aus Russland nähren zusätzlich die These, dass Serbien sich von Russland distanziert. Darin ist die Rede von serbischen Waffenlieferungen an die Ukraine. "Über den Köpfen der Russen fliegen serbische Raketen", schrieb das regierungsnahe Portal mash. Demnach sollen 3.500 BM-21-Raketen über die Türkei und Slowakei an die ukrainische Front geliefert worden sein. Ob die serbische Regierung genau wusste, wo die Waffen tatsächlich hingeliefert werden, ist unklar.
Der serbische Verteidigungsminister Miloš Vučević betonte am Montag, dass sich Serbien nicht an Waffenlieferungen beteiligen werde. "Wir verkaufen unsere Waffen und militärische Ausrüstung an keine der beiden Seiten in diesem Konflikt. Ob private Unternehmen auf Drittmärkten sie kaufen und an Unternehmen in anderen Ländern verkaufen, ist nicht unsere Sache“, sagte Vučević in einer parlamentarischen Anhörung.
Laut mash soll der einst sogar von Interpol verfolgte Waffenhändler Slobodan Tešić an der Lieferung beteiligt worden sein. Die Opposition wollte in der Anhörung wissen, ob das stimmt. Der Verteidigungsminister lieferte keine Antwort.
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