Seltene Kritik von Vučić an Russland: "Warum tun Sie Serbien das an?"

Aleksandar Vučić kritisierte Russland - das kommt nicht oft vor.
Der serbische Präsident zeigte sich empört über die Versuche der Söldnertruppe Wagner, seine Landsleute für einen Einsatz in der Ukraine anzuwerben.

Der serbische Präsident Aleksandar Vučić hat empört auf Versuche der russischen Söldnertruppe Wagner reagiert, Kämpfer in seinem Land für einen Einsatz in der Ukraine anzuwerben. "Warum tun Sie Serbien das an? Warum rufen Sie von Wagner dazu auf, obwohl es gegen die Vorschriften verstößt?", fragte Vučić in einem am Montagabend ausgestrahlten Fernsehinterview im regierungsnahen TV-Sender Hepi.

Die Äußerungen von Vučić sind eine seltene Kritik des serbischen Präsidenten Richtung Russland. Moskau ist bekanntlich ein enger Verbündeter des Balkanlandes. Die umstrittene Werbung war in diesem Monat im serbischen Ableger des russischen Staatssenders RT ausgestrahlt worden. Darin rief die Söldnertruppe Serben dazu auf, in der Ukraine zu kämpfen.

Video von serbischen Kämpfern beim Waffentraining

Eine kleine Anzahl an Serben hat an der Seite der von Russland unterstützten Kräfte in der Ukraine gekämpft, nachdem Moskau die ukrainische Halbinsel Krim im Frühjahr 2014 annektiert hatte. Eine genaue Zahl haben die Behörden bisher nicht veröffentlicht.

Am Dienstag veröffentlichte die russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti Aufnahmen, die zwei serbische Staatsbürger zeigen sollen, die an einem Waffentraining in der umkämpften Region um die Stadt Saporischschja teilnehmen. "Wir sind hergekommen, um die russischen Brüder zu unterstützen. Wir erinnern uns gut an die Ereignisse in Jugoslawien in den neunziger Jahren und an die Ungerechtigkeit NATOs gegenüber Serbien, auch im Kosovo. Deshalb sind wir hergekommen, um das russische Volk in seinem Kampf für die Gerechtigkeit zu unterstützen", erzählt in dem Video einer der serbischen Freiwilligen auf Serbisch. Auf seiner Uniform ist die Aufschrift "Dunav" (serbischer Name für die Donau, Anm.) zu sehen, bei seinem Landsmann "Sava" (Fluss Save). 

Ein Tanz auf zwei Hochzeiten

Serbien ist neben Belarus das einzige europäische Land, das die Sanktionen des Westens gegen Russland nicht mitträgt, auch wenn Vučićs Regierung die Invasion verurteilt hat. Viele Serben befürworten den russischen Angriff auf die Ukraine, in der Hauptstadt Belgrad gab es zudem prorussische Demonstrationen.

Die Söldnertruppe Wagner war 2014 gegründet worden. Wagner-Kämpfer waren unter anderem in Afrika, Lateinamerika und dem Nahen Osten im Einsatz. Auch bei dem im Februar 2022 gestarteten Angriff auf die Ukraine spielen die russischen Söldner eine wichtige Rolle.

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