Kroatien zu teuer? Kritik am beliebten Urlaubsland wird lauter

Croatia, Hvar island, Bol. Famous beach in Croatia. Aerial view on the Zlatni Rat. Summer seascape background from drone. Travel - image
Während die Behörden von extrem guten Tourismuszahlen sprechen, bemängeln die Gäste - aber auch Gastgeber - die hohen Preise.

In Kroatien war im Vorfeld von einer Rekordsaison die Rede gewesen. Experten gingen davon aus, dass man heuer die "magische" Ziffer von 20 Millionen Gästen erreichen und damit den Rekord von 2019 knacken könnte. Nun kommen die ersten Zweifel auf, ob dieser Sommer aus Tourismussicht doch nicht so gut wird, wie man ursprünglich angenommen hatte.

"So wie es im vierten und fünften Monat losgegangen war, haben wir uns vom sechsten etwas mehr erhofft", sagt die Präsidentin der Berufsgruppe der Hoteliers in Region Split Davina Ljubičić-Đirlić gegenüber dem TV-Sender N1. Die ersten zwei Juni-Wochen sei man etwas weniger voll gewesen als in den letzten zwei. Die Tourismusministerin Nikolina Brnjac gab in einem TV-Auftritt bereits Entwarnung: Die Saison sei gut angelaufen, es gäbe keinen Grund zur Sorge. 

Kroatien: Die Öko-Gebühr für Touristen kommt

Tourismus auf Rekordkurs

Die offiziellen Zahlen sprechen jedenfalls eine andere Sprache als die der Gastgeber. Derzeit urlauben offiziellen Angaben zufolge 570.000 ausländische Gäste in Kroatien - die meisten davon in Istrien und der Gespanschaft Split-Dalmatien. Mit Stand 28. Juni wurden 6.406.584 Ankünfte und 25.158.889 Nächtigungen verzeichnet. 

Im Vergleich zu demselben Zeitraum in der Vorsaison bedeutet das eine Steigerung von 15 Prozent bei Ankünften bzw. 10 Prozent plus bei Nächtigungen. Im Moment sind die Kroaten tatsächlich auf einem guten Weg, ihr Ziel zu erreichen - die Rekordsaison 2019 zu toppen.

➤ Mehr dazu: Neues Mautsystem: Ende der Staus auf kroatischen Autobahnen?

Zu viele Kapazitäten

Den offiziellen Zahlen zufolge herrscht eindeutig kein Mangel an Touristen. Dennoch deuten die Hoteliers in Split auf große Lücken im Juni hin. Auch aus Privatvermieterkreisen hört man vom Gästemangel und "leeren Betten".

"Ich denke, es gibt da mehrere Faktoren. Einer davon ist, dass die Zahl der Wohneinheiten, Betten, Apartments, Hotels etc. gestiegen ist. Andererseits ist auch die Zahl der Gäste gestiegen, aber nicht genug, um alle Kapazitäten zu füllen", sagt gegenüber N1 Ana Milanović, die an der Split-Riviera Familienunterkünfte anbietet. Allein in dieser Region stieg die Anzahl der vermietbaren Betten von 17.000 auf 18.770.

"Die Zahl der privaten Mieter ist in diesem Jahr viel höher, daher wird das Angebot immer größer und es ist sicherlich nicht möglich, alle Kapazitäten so leicht zu füllen", bestätigt auch die Geschäftsführerin des regionalen Tourismusverbandes. 

Rächen sich die hohen Preise am Ende?

Auch die Gastronomen spürten im Juni den Rückgang der Touristenzahlen. "Wir wissen nicht, was in der Zwischenzeit passiert ist und ob uns die hohen Preise ein wenig in den Hintern 'gebissen' haben. Wir sehen aber, dass es nicht das ist, was wir zu Beginn der Saison erwartet hatten", erzählt Restaurantbesitzer Daniel Nikola dem Sender, der sich in seinem Bericht fragt: "Werden uns die hohen Preise bzw. die ungerechtfertigten Preiserhöhungen am Ende eine erfolgreiche Saison kosten?"

"Natürlich - uns und jedes andere Touristenland. Die Verantwortung des Einzelnen ist dieselbe wie die Verantwortung der gesamten Gemeinschaft", behauptet Vladović ebenso wie Ljubičić-Đirlić: "Wir befürchten, dass es bei den Gästen einen schlechten Eindruck hinterlässt. Vor allem aus dem Grund, dass der Service dem Preis entsprechen soll und wir befürchten, dass wir den Gast nicht ganz zufriedenstellen können"

Ist der Euro schuld?

Laut N1 habe man erste Misstöne aus Touristenkreisen vernommen. Manchen seien die hohen Preise aufgefallen, worüber sie sich offen beschweren würden. "Viele Restaurants scheinen im Internet günstiger zu sein, aber wenn man dort ankommt und in Euro abgerechnet wird, ist es viel teurer. Ich glaube, jemand hat uns gesagt, dass sich die Preise mit der Umstellung auf den Euro geändert haben. Ich weiß nicht, ob das der Grund ist", erzählt etwa eine englische Touristin. Und zwischen den Gehältern in Großbritannien und Kroatien liegen Welten, stellt N1 fest. 

Kommentare