"Die Welt ist schon lange nicht mehr das, was sie war"
Noch mehr Erklärungsbedarf herrscht nach seinem Interview für die russische Tageszeitung Iswestija. Darin sprach der Führer der bosnischen Serben über die Lage in Bosnien und Herzegowina, den Krieg in der Ukraine, aber auch die Beziehungen zwischen dem Westen und der Russischen Föderation sowie sein bevorstehendes Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin.
"Das geplante Treffen wird eine Fortsetzung unserer kontinuierlichen Beziehungen sein. Ich bin sehr glücklich, weil es unter solch schwierigen Bedingungen auf der internationalen Bühne stattfinden wird. Ich interessiere mich für die Position von Präsident Putin zu aktuellen Ereignissen", sagte Dodik zu Beginn des Interviews und merkte an, dass man über den geplanten Bau einer Pipeline sowie die Implementierung des Daytoner Friedensabkommens reden wolle. Anschließend führte er aus, was er von dem Krieg in der Ukraine hält.
"Die Welt ist schon lange nicht mehr das, was sie war. Der Westen ignoriert die Ängste und Sorgen, die Russland hat und immer wieder angesprochen hat. Es geht um die berechtigte Angst vor einer Annäherung der militärischen Infrastruktur an seine Grenzen. So kam es zu dem Konflikt, der gerade in der Ukraine stattfindet. Wahrscheinlich wollte jemand im Westen einen Konflikt zwischen Moskau und Kiew haben", schilderte er seine Sicht der derzeitigen Lage.
Dem Westen gehe es darum, die Russen zu schlagen
Er gewinne immer mehr den Eindruck, dass es dem Westen in diesem Krieg darum geht, Russland zu schlagen. "Niemand scheint es eilig haben, Abkommen zu treffen. Es ist, als ob man darauf warten würde, dass es militärisch gelöst wird. Wahrscheinlich versucht der Westen, Wege zu finden, um einen Sieg über Russland zu erreichen", sagte Dodik und zog eine Parallele zum Jugoslawien-Krieg: "Der Westen hat einst die Serben bombardiert, und jetzt werden Waffen an die Ukraine geliefert für angeblich humanitäre Zwecke".
Für die Anerkennung der sogenannten "Volksrepubliken" Donezk und Luhansk zeige er Verständnis. "Wir verstehen die Gründe, die Russland dazu veranlasst haben, ihren Status anzuerkennen. Die Republik Serbische Krajina existierte genauso früher auf dem Territorium Kroatiens. Unter dem Druck des Westens und der Kroaten hörte sie aber auf zu existieren. Am schlimmsten ist aber, dass sie ethnisch gesäubert wurde", erinnerte Dodik an die Operation Oluja und die zusammenhängende kroatische Großoffensive im Jahr 1995. "Wir gehen davon aus, dass dies auch für Donezk und Lugansk geplant ist. Aus dieser Sicht verstehen wir die aktuelle Situation", sagte der Leader der nationalistischen Partei SNSD.
Gegen einen EU- und NATO-Beitritt
In dem Iswestija-Interview sprach Milorad Dodik über einen eventuellen NATO-Beitritt Bosnien-Herzegowinas sowie seiner ablehnenden Haltung den Sanktionen gegen Russland gegenüber. "Ich bereue diese Entscheidung überhaupt nicht. Ich halte es für absurd, dass Bosnien-Herzegowina Sanktionen gegen Russland verhängt, das ein Garant des Daytoner Friedensabkommens ist. Dieses ist die Grundlage für die Existenz von ganz Bosnien-Herzegowina. Die Welt jedoch ist voller Absurditäten. Der muslimisch-kroatische Teil Bosniens versucht, sich immer solidarisch mit dem Westen zu zeigen", konnte sich Dodik einen Seitenhieb nicht ersparen. Aus seiner Sicht habe die EU nicht immer Recht, deshalb solle man nicht immer mit ihr solidarisch sein. "Abgesehen davon hat Russland die Serben im Laufe der Geschichte immer unterstützt", betonte er abermals.
Zum Ausdruck brachte er auch seine ablehnende Haltung gegenüber der NATO bzw. der EU. "Unsere Politik ist absolut gegen einen NATO-Beitritt. Die Position der Republika Srpska ist diesbezüglich stark. Was die EU betrifft, so ist die Begeisterung für den EU-Beitritt in unserer Region ziemlich schwach. Sie ist absolut nicht auf dem Niveau von vor zehn Jahren", stellte Dodik fest. Ob er seine Meinung ändern könne? "Es wird weitgehend davon abhängen, wie sich Europa entwickelt und ob es Gegenstand amerikanischer Politik wird".
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