Transgender-Mann bringt Kind zur Welt

Transgender-Mann bringt Kind zur Welt
In den USA hat ein Mann, der vor 34 Jahren als Frau zur Welt kam, einen gesunden Buben zur Welt gebracht.

Am 14. Juli erblickte Leo Murray Chaplow in Portland, Oregon, das Licht der Welt. Mit seiner Geburt machte er Trystan Reese und dessen Lebenspartner Biff Chaplow zu stolzen Dreifacheltern. Vor sechs Jahren hatten die beiden US-Amerikaner bereits Biff Chaplows Nichte und Neffen adoptiert, da die leiblichen Eltern der Kinder nicht mehr in der Lage waren, für die beiden zu sorgen.

Mit der Adoption, die von vielen Hürden und emotionalen Durststrecken geprägt war, hielt der Familienalltag Einzug in das Leben des Paares. Ihr Leben veränderte sich, ungeahnte Herausforderungen bahnten sich den Weg in ihre Richtung. "Nachdem alles zur Ruhe kam, habe ich einfach gemerkt, wie sehr ich unsere Kinder liebe. Und wie viel Platz da noch in unserem Leben ist, damit unsere Familie wachsen kann", erinnert sich Trystan Reese im Gespräch mit der Washington Post.

Der Entschluss, ein weiteres Kind zu bekommen, war also gefasst. Nach einigen Monaten wurde Reese, der als Frau geboren wurde, schwanger. Bis Ende 20 hatte er sich seinem biologischen Geschlecht entsprechend als Frau identifiziert. Nach einer Psychotherapie entschloss er sich mit einer Hormonbehandlung zu beginnen und fortan als Mann zu leben. Kurze Zeit später lernte er Biff Chaplow kennen und lieben: "Es war Liebe auf den ersten Blick", sagt Reese heute über die Begegnung.

Als das Paar entschied die Familie auf natürlichem Weg zu vergrößern, setzte Reese die Hormone ab - fünf Monate später wurde er schwanger. "Als ich es erfuhr, spürte ich Euphorie und Angst." Er sei aufgeregt gewesen, habe aber auch Bedenken gehabt, ob er "das alles durchstehen" könne.

Biff and I

Via Facebook und auf einem eigens gegründeten Blog ("Biff and I") lässt das Paar die Öffentlichkeit an ihrem Familienglück teilhaben. In Blogposts und in den sozialen Netzwerken konnte man dabei zusehen, wie Reeses Bauch wuchs. Im sechsten Monat seiner Schwangerschaft postete er ein Video, in dem er – ein Mann mit großem Babybauch – Fragen aus der Community, aber auch falschen Vorstellungen und Vorurteile ansprach. Mit ihrem offenen Umgang wollen die beiden nicht nur ehrliche Einblicke in ihr Leben gewähren, sondern auch die Akzeptanz

alternativer Familienmodelle
vorantreiben.

Was ihnen dabei wichtig ist: Zu betonen, dass Reese nicht der erste

Transgender-Mann
ist, der ein gesundes Kind zur Welt gebracht hat. "Die Leute bekommen den Eindruck, dass das irgendein Experiment war, auf das wir uns eingelassen haben", erklärt Reese. Doch dies sei nicht der Fall gewesen. "Das ist alles erprobt. Es ist etwas, was auf eine sehr sichere und gesunde Art und Weise vonstatten gegangen ist."

Tatsächlich haben in der Vergangenheit bereits eine Reihe von Transgender-Männern Kinder geboren. 1999 schenkte Matt Rice, der zuvor künstlich befruchtet worden war, einem Sohn das Leben. 2007 wurde Thomas Beatie, besser bekannt als The Pregnant Man, ebenfalls durch künstliche Befruchtung schwanger. Nach umfangreicher Presseberichterstattung wurde Beatie weltweit als schwangerer Mann bekannt. Beatie erhielt einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde als erster verheirateter Mann, der ein Kind zur Welt brachte. Das Kind, eine Tochter, wurde im Juni 2008 geboren. Im September 2009 und im Juli 2010 brachte Beatie noch jeweils einen Sohn zur Welt.

Obwohl das Thema nicht neu ist, ist es nach wie vor stigmatisiert. Beweis dafür sind nicht zuletzt die abfälligen Kommentare, die sich unter den Beiträgen, die Reese und sein Freund auf Social Media teilen, finden. "Wir haben gemerkt, dass sich viele Leute unter dem Deckmantel der Anonymität berechtigt fühlen, uns zu sagen, was mit uns, unseren Kindern, unserer Familie passieren sollte", erzählen die beiden CNN.

"Es nicht die Geschichte, die Transgender-Menschen erzählt wird"

Reese und Chaplow können das Wunder, welches ihnen widerfahren ist, jedenfalls kaum fassen. "Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals jemanden finden würde, in den ich mich verlieben und mit dem ich zusammen sein würde. (...) Die Tatsache, dass mir das alles passiert ist, hat mich total überrascht, weil es nicht die Art Geschichte ist, die Trans-Menschen erzählt wird - dass Liebe möglich ist, dass eine liebende Familie zu haben möglich ist."

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