Ehrliches Posting: So ist es, ein Kind mit ADHS zu haben

Ehrliches Posting: So ist es, ein Kind mit ADHS zu haben
Ein virales Facebook-Posting zeigt den Alltag einer Mutter, deren Kind an ADHS leidet.

Probleme mit Aufmerksamkeit, übermäßig impulsives Verhalten, verminderte Fähigkeit zur Selbstregulation, starke körperliche Unruhe - ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) kann sich bei Kindern auf vielfältige Art und Weise äußern. Was mit den Symptomen beginnt, führt oft über Schwierigkeiten in der Schule und im Sozialleben unter anderem zu Schlafstörungen, einem geringen Selbstwert, Angststörungen und sogar Depressionen. Zudem ist das Stigma, das mit ADHS einhergeht, nach wie vor präsent: Betroffenen Kindern wird schlechte Erziehung und Undiszipliniertheit unterstellt. Die Eltern betroffener Kinder fühlen sich wiederum mit dem Vorwurf des Versagens in der Erziehung und der Verantwortungslosigkeit konfrontiert.

Bewegendes Posting

Was es bedeutet, Mutter eines Kindes mit ADHS zu sein, zeigt ein virales Posting auf Facebook, welches Ende Juli von Taylor Myers veröffentlicht wurde. In ihrem Beitrag berichtet die alleinerziehende Zweifachmutter über ein Erlebnis in einem Supermarkt. Das berichtet unter anderem die Plattform ATTN. Myers schreibt darüber, wie sie sich am Ende eines Einkaufs bei Walmart mit ihren beiden Kindern an der Kassa wiederfand und ihre Tochter Sophie plötzlich zu quengeln begann. Myers hatte ihrer Tochter zuvor eine Packung Chips weggenommen, diese forderte das Kind nun zurück. Als Myers sich weigerte, begann sie zu schreien, weinen und sie zu beschimpfen.

Neu war diese Situation für die Zweifachmutter natürlich nicht. Ganz im Gegenteil: "Ich bin wegen ihr schon aus hunderten Geschäften rausgegangen. Eigentlich endet es jedes Mal damit, dass ich gehen muss, ohne das, was ich besorgen wollte und einer Vierjährigen mit Wutanfall an meiner Hand und einem Baby an der Hüfte - aber dieses Mal musste ich ausharren, um meinen Einkauf zu machen", schreibt sie auf Facebook.

Als eine andere Kundin Myers riet, dem "Kind doch einen Keks zu geben, damit sie die Klappe hält", riss ihr der Geduldsfaden. Sie antwortete schnippisch: "Sie ist vier Jahre alt und Sie sollten sich um Ihren eigenen Kram kümmern".

Schließlich schaffte die US-Amerikanerin es, ihre Einkäufe zu bezahlen und das Geschäft zu verlassen. Dann kamen ihr die Tränen. Gedanken über die Urteile, die Fremde über ihr Verhalten als Mutter fällen, schossen ihr ins Gedächtnis. "Ich bin 'die Person' mit dem schlecht erzogenen Kind. Die Person, die faul ist, weil sie das Verhalten ignoriert."

"Man weiß nie, was jemand durchmacht"

Am Ende ihres Postings plädiert die junge Frau für mehr Verständnis: "Man weiß nie, was jemand durchmacht. Man weiß nicht, welche Probleme das Kind hat, das dazu führt, dass es sich schlecht benimmt und wenn man nichts über die Schwierigkeiten weiß, die man als Elternteil eines Kindes mit ADHS durchmacht, kann man über niemanden urteilen."

Zahlen zu ADHS

In Österreich leiden rund vier Prozent der Kinder zwischen zehn und 18 Jahren an ADHS. Buben sind dabei wesentlich häufiger betroffen als Mädchen. Während nur bei 0,71 Prozent der Mädchen eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung diagnostiziert wurde, sind es bei Burschen 9,61 Prozent. Das geht aus einer Studie der Uni-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der MedUni Wien / AKH Wien gemeinsam mit dem Ludwig Boltzmann Institut für Health Promotion Research hervor, die 2017 veröffentlicht wurde (mehr dazu hier). 2015 wurde im Fachblatt Nature eine Studie publiziert, die den Prozentsatz der weltweit von ADHS betroffenen Kinder auf fünf Prozent beziffert. 2,5 Prozent der Erwachsenen leider darunter.

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