"Wenn wir gute Miene zum bösen Spiel machen, wenn wir eigentlich ärgerlich sind, aber dennoch lächeln, spricht man vom maskierenden Lächeln", sagt Eilert. Komplettiert wird die Lächel-Palette vom Dominanzlächeln – ein einseitiges Grinsen, das primär Überlegenheit ausdrückt.
Mächtige Mimik
Mindestens genauso interessant ist, wie man ein freudiges oder höfliches Lächeln von weniger wohlwollenden Lacharten unterscheidet.
"Bei den ersten drei Arten heben wir die Mundwinkel beidseitig an", beschreibt Eilert. "Aber nur bei der echten Freude springt unser Belohnungsnetzwerk im limbischen System an." Der äußere Augenmuskel zieht sich zusammen, an den Schläfen bilden sich kleine Fältchen, die Augen lachen mit. "Ein kulturübergreifendes Signal dafür, dass sich jemand freut." Beim höflichen Lächeln passiert das nicht, dennoch ist die Freundlichkeit authentisch: "Die Person zeigt sich durch ihre Mimik kooperativ, verspürt aber eben keine Freude."
Aber warum tragen wir überhaupt ein Lächeln auf unseren Lippen? Was hat sich die Evolution dabei gedacht? "Das Lächeln ist der kraftvollste Gesichtsausdruck, den wir besitzen, weil es Kooperation ausdrückt", sagt Eilert. "Wenn wir jemanden kennenlernen, entscheiden wir binnen 100 Millisekunden, ob dieser jemand ein Freund oder ein Feind ist. Hier kann man mit einem Lächeln punkten, weil es dem Gegenüber signalisiert, dass man nicht gefährlich ist."
Bester Beleg für dieses psychologische Muster: In Ländern, die besonders multikulturell sind, etwa die USA, wird mehr gelächelt. "Das liegt daran, dass es dort Sprachbarrieren gibt und die Menschen im Zusammenleben auf nonverbale Signale angewiesen sind."
Wir halten fest: Lächeln ist ein mächtiges soziales Signal. Das ist nicht alles. Lächeln lässt uns nachweislich attraktiver und sympathischer wirken. Aber: Es hängt vom Kontext und der Kultur ab, wie es ankommt. "Wenn man in Russland in einer beruflichen Verhandlung lächelt, wird man für schwach und dumm gehalten", schildert der Körpersprachexperte. Negativ kann die Mundwinkelmimik auch dann wirken, wenn sie unpassend eingesetzt wird. Wenn man kritisiert wird, beispielsweise: "Dann wirkt es garantiert nicht sympathisch, sondern so, als ob man die Kritik nicht ernst nehmen würde."
Lachen als Therapie
Ein Sprichwort besagt – Lachen ist die beste Medizin. Und tatsächlich: "Beim Lachen werden Stresshormone im Blut reduziert, Glückshormone werden ausgeschüttet, Entspannung setzt ein und die Stimmung hebt sich", erklärt Alexandra Lang, Klinische und Gesundheitspsychologin. Dass uns das Lächeln als befreiendste menschliche Regung derart bereichern kann, birgt auch Nachteile. Menschen, die im Job ihre Gefühle verbergen müssen, sind laut Studien öfter unzufrieden in ihrem Beruf, leiden eher an Schlafproblemen, Magen- und Kopfschmerzen und Erschöpfung. Wer bei der Arbeit die eigenen Emotionen unterdrücken und etwa Kunden anstrahlen muss, riskiert also seine Gesundheit.
Automatisch ansteckend
Ein echtes Lächeln tut nicht nur uns selbst gut, auch unsere Mitmenschen profitieren: "Dafür sind Spiegelneuronen (Nervenzellen) verantwortlich, die im motorischen Zentrum des Gehirns sitzen. Sie sorgen dafür, dass wir, wenn wir bei einem anderen Menschen einen Gesichtsausdruck sehen, diesen nachmachen", sagt Eilert. Diesen Reflex haben sich Hirnforscher des University College London zunutze gemacht. Ihre App "Pocketsmile" soll Menschen glücklicher machen. Jeden Tag bekommen Nutzer Bilder von lächelnden Menschen angezeigt. Menschen, die unter depressiven Verstimmungen leiden und auf einen Therapieplatz warten, soll so niederschwellig geholfen werden.
Apps wie "Pocketsmile", Lachyoga-Kurse oder Lachseminare sieht Psychologin Lang positiv: "Natürlich ist uns nicht immer zum Lachen zumute. In meiner Arbeit versuche ich aber, Menschen zu ermutigen, sich im Spiegel bewusst anzulächeln. Auch wenn sie sich nicht danach fühlen." In der Verhaltenstherapie können Körperstellen mit Erinnerungen an positive Erlebnisse gekoppelt werden. "Mithilfe dieser Ankerpunkte können Menschen sich selbst ein Lächeln ins Gesicht zaubern."
Das Lächeln der Mona Lisa hat die Wissenschaft übrigens bereits entmystifiziert. Das von Leonardo da Vinci gemalte Frauengesicht schaut zu 83 Prozent glücklich, zu neun Prozent angewidert, zu sechs Prozent ängstlich und zu zwei Prozent wütend.
Auch hier zeigt sich: Ein Lächeln kann viele Facetten haben.
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