Parkour: Diese Iranerin lässt alle Hürden hinter sich

Parkour: Diese Iranerin lässt alle Hürden hinter sich
Wenn in der Stadt Menschen furchtlos über Mauern und von Dach zu Dach springen, weiß man: Hier sind Parkour-Künstler am Werk. In Teheran mischt eine junge Frau die Szene auf.

Jeder kennt sie: Parkour-Videos, die auf den ersten Blick ganz schön halsbrecherisch anmuten. Darin zu sehen: Parkourläufer, die sich mutig ihren eigenen Weg durch den urbanen Raum bahnen und dabei Grenzen, die von Architektur und Stadtplanung vorgegeben sind, überwinden.

Die Parkourläuferin von Teheran

Mittlerweile finden auch immer mehr Frauen Gefallen an der ungewöhnlichen Fortbewegungsart – Mahsa Rezaie ist eine von ihnen. Die 24-jährige Iranerin begann vor sechs Jahren mit dem Parkourlaufen: "Das Gefühl, das Parkour dir gibt, kann dir keine andere Sportart geben. Dieses Gefühl ist etwas Besonderes. Es macht irgendwie süchtig", sagt die junge Frau im Interview mit der deutschen Plattform dbate.de. Parkour gebe ihr ein Gefühl von Macht, Freude und Nervenkitzel und die Möglichkeit sich abzureagieren: "Besonders dann, wenn du als Frau etwas kannst, was nicht alle Männer in deinem Land können."

Auf Instagram veröffentlicht Rezaie seit geraumer Zeit Videos ihrer Läufe. "Mein erstes Video hatte sehr viele negative Kommentare. Das hat mich sehr verletzt", erinnert sich die Fitnesstrainerin. Der Großteil der Statements hätte einen religiösen Hintergrund gehabt. Man habe ihr unter anderem vorgeworfen, die Videos nur online zu stellen, um von Männern dafür beachtet und bewundert zu werden. Auch ihr Kleidungsstil wurde angeprangert.

"Wir sind stolz, dass unsere Frauen auch solche Wege einschlagen"

Vom negativen Feedback ließ sich Rezaie nicht unterkriegen – und postete weiter Clips ihrer Künste. Die kritischen Stimmen wurden leiser, an ihre Stelle traten vermehrt anerkennende Kommentare. "Wir sind stolz, dass unsere Frauen auch solche Wege einschlagen", heißt es da beispielsweise.

Im Iran sind Vorurteile, denen zufolge Frauen das schwächere Geschlecht sind, nach wie vor omnipräsent. Mit ihrer Parkour-Leidenschaft stellt Rezaie gesellschaftliche Strukturen und Denkweisen auf die Probe. Sie wünsche sich, dass auch andere Iranerinnen entdecken, wie Parkour bei der Selbstermächtigung der Frau helfen kann. "Ich mache Parkour im Iran, weil ich die Kraft, die Parkour mir gibt, brauche. Und ich möchte, dass auch andere iranische Frauen diese Kraft erlangen und spüren."

Ihre Zukunftsvision: Eine offenere iranische Gesellschaft, in der weiblichen Parkourläuferinnen die gleiche Akzeptanz zuteil wird wie ihren männlichen Kollegen.

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