Paargeschichten: "Gott sei Dank gibt's das Internet"

Liebende finden sich heute immer öfter online.
Zwei Pärchen erzählen, wie aus einem Online-Flirt die große Liebe wurde.

Im Jahr 2008 sah die Welt des Online-Datings anders aus. Apps wie Tinder waren noch nicht erfunden und im Internet entstandene Beziehungen Ausnahmeerscheinungen.

Es war das Jahr, in dem sich die Wienerin Barbara Reininger beim Singleportal Websingles anmeldete. "Mit Mitte 30", sagt sie heute, "war es nicht mehr so einfach, jemanden kennenzulernen." Das virtuelle Anbandeln sei für sie anfangs ein Spiel gewesen, eine aufregende Abwechslung vom Alltag. "Erst einmal kommen viele Anfragen, man fühlt sich gebauchpinselt. Im Chat merkt man dann recht schnell, wer es ernst meint und wer die ewig gleichen Standardfloskeln verwendet."

Paargeschichten: "Gott sei Dank gibt's das Internet"

Im Netz gefunden, seit 2012 ein Ehepaar: Alex und Barbara Reininger.

Angst vorm ersten Telefonat

Dann fiel ihr Alex auf. "Ich habe mich nicht nur anschreiben lassen, sondern mir die Männer bewusst ausgesucht. Und ich habe mich nicht auf Wien beschränkt – Alex ist Tiroler und hat damals in Innsbruck gelebt." Der erste positive Eindruck bestätigte sich beim Schreiben, beim ersten Telefonat ("davor haben wir uns sehr gefürchtet") machten sich Schmetterlinge bemerkbar.

Irgendwann fasste sich die Marketingspezialistin ein Herz und reiste nach Innsbruck, wo Alex sie auf dem Bahnsteig erwartete. Das Bild war endlich vollständig. "Wenn man mit jemandem so lange schreibt und telefoniert, hat man eine bestimmte Vorstellung davon, wie er ist. Natürlich trifft sie nie genau zu. Aber man korrigiert, fügt die Bilder zusammen und gibt dem Ganzen eine Chance. Es war von beiden Seiten eine Faszination da."

Auf Anhieb sympathisch waren einander auch Fee und Jacob. Die Deutsche und der Wiener lernten einander vergangenen Sommer auf Tinder kennen. "Wir haben uns spontan am Abend verabredet, hatten ein interessantes Date und einen fabelhaften ersten Kuss in einer Bar", erinnert sich Fee, die damals ihre Abschlussarbeit an der Ludwig-Maximilians-Universität München schrieb. Jacob absolvierte in München zur selben Zeit eine Fortbildung.

Überrascht war die 23-Jährige vom Dialekt des Österreichers: "Das war eigentlich ein Ausschlusskriterium, aber ich habe ein Auge zugedrückt", sagt sie.

Paargeschichten: "Gott sei Dank gibt's das Internet"

Aus Liebe: Für Jacob zog Fee nach Wien.

Umzug aus Liebe

Nachdem Jacob nach Österreich zurückgekehrt war, blieben die beiden in Kontakt. Bis zum zweiten Treffen vergingen dennoch einige Monate. Danach stand für Fee schnell fest, dass sie nach Wien ziehen wollte. Dass sich die beiden via App kennengelernt haben, ist für Fee rückblickend nichts Besonderes: "Wir hätten uns genauso zufällig in der Bar treffen können. Es war trotzdem purer Zufall." Sich auf den Umzug und das Abenteuer Wien eingelassen zu haben, hat sie nie bereut: "Es war die beste Entscheidung, die ich meinem Leben getroffen habe."

Auch Alex und Barbara Reiningers Online-Experiment nahm ein Happy End. Nach einem Jahr Fernbeziehung zog der Grafiker zu seiner Auserwählten nach Wien, 2012 folgte die Hochzeit. "Wir sind nach wie vor glücklich", schwärmt die 45-Jährige heute. Und resümiert: "Gott sei Dank gibt’s das Internet."

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