Neuseeland: Parlamentspräsident springt als Babysitter ein

Kindsvater Coffey wusste seinen Nachwuchs bei Parlamentspräsident Mallard in guten Händen.
Bilder und Videos zeigen, wie Parlamentspräsident Trevor Mallard das Kind eines Parlamentariers hält und füttert.

Ein Baby im Parlament – das ist nichts Neues. Vor etwas mehr als zwei Jahren stillte Larissa Waters, ehemalige Senatorin der Australischen Grünen, als erste Frau ihr Kind im nationalen Parlament. Die deutsche Landtagsabgeordnete Madeleine Henfling nahm vergangenes Jahr ihr Baby mit in den Plenarsaal des Thüringer Landtags.

Die Reaktionen darauf könnten in den beiden Fällen nicht unterschiedlicher sein: Henfling wurde des Saals verwiesen, Waters erwirkte eine Änderung der Hausordnung im australischen Parlament.

Am Mittwoch war ein Säugling im Sitz der neuseeländischen Volksvertretung in Wellington, der Hauptstadt des Landes, zu Gast. Allerdings war es dieses Mal ein Mann, der das Kind per Fläschchen fütterte.

Kleiner VIP im Parlament

Trevor Mallard, seines Zeichens Parlamentsabgeordneter und Parlamentspräsident, sprang als Babysitter für den einmonatigen Sohn des Parlamentsabgeordneten Tāmati Coffey ein. Währenddessen führte er als Vorsitz durch eine aktuelle Debatte.

"Normalerweise wird der Sprecherstuhl nur von leitenden Beamten benutzt, aber heute hat ein VIP den Stuhl mit mir besetzt", twitterte Mallard anschließend zusammen mit einem Foto, das ihn mit dem Baby zeigt.

Parlamentarier Coffey hatte seinen Nachwuchs das erste Mal nach seinem Vaterschaftsurlaub mit ins Parlament genommen. Der biologische Vater ist Coffeys Partner Tim Smith. Das Kind wurde mithilfe einer Leihmutter geboren.

"Schön, ein Baby im Haus zu haben"

Videos zeigen außerdem, wie Mallard das Baby wiegt, während er der Parlamentsdebatte lauscht. Irgendwann mahnt er einen Vortragenden, dass seine Sprechzeit abgelaufen sei – gefolgt von einem zustimmenden Gegurgel des Babys.

In den sozialen Medien stieß die Aktion auf viel Zuspruch. Auch andere Mitglieder des Parlaments zeigten sich unterstützend. Gareth Hughes, Abgeordneter der Grünen, postete ein Foto von Mallard, auf dem er das Baby hochhält und anlächelt. "Schön, ein Baby im Haus zu haben, und was für ein schönes noch dazu", twitterte Hughes.

Für Larissa Waters war das öffentliche Stillen 2017 ein persönlicher Meilenstein: Wie der Sydney Morning Herald damals berichtete, brachte sie 2016 einen Antrag zur Änderung der Hausordnung im Parlament ein. Diese sah eine Ausweitung der Rechte von Vätern und Müttern im Umgang mit ihren Kindern im Parlament vor.

Das Still-Thema ist im australischen Parlament nicht neu: 2009 wurde Sarah Hanson-Young, ebenfalls Senatorin der Grünen Partei, des Saals verwiesen, als sie ihren elf Monate alten Sohn stillte.

Kommentare