Clinton vs. Trump: Was sie für Frauen tun wollen
In den vergangenen Tagen und Wochen wurde viel über Donald Trumps Haltung gegenüber Frauen diskutiert. Gut kam der Präsidentschaftskandidat der Republikaner dabei nie weg. Ganz im Gegenteil. Doch wie steht der Mann mit Hang zur vulgären Wortwahl wirklich zu Frauen und jenen politischen Themen, die die weibliche Bevölkerung betreffen? Ein Überblick.
Mutterschutz & Karenz
Geht es nach Trump, so soll Mutterschutz ausschließlich Frauen vorbehalten sein. Er fordert einen bezahlten Mutterschutz, der sechs Wochen dauern soll. Mütter sollen auch Anspruch auf Mutterschutzgeld in Höhe des Arbeitslosengelds erhalten, das in den USA von Bundesstaat zu Bundesstaat unterschiedlich ist. Bei einem Wahlkampfauftritt in Aston im Bundesstaat Pennsylvania sagte Trump seine Tochter Ivanka habe maßgeblich an seinem familienpolitischen Programm mitgearbeitet.
Kontrahentin Hillary Clinton fordert eine zwölfwöchige, bezahlte Karenzzeit für beide Geschlechter - unabhängig davon, ob es sich um eine Geburt oder Adoption handelt. Mütter und Väter sollen während der Karenz mindestens zwei Drittel ihres Gehalts erhalten. Die Pläne des republikanischen Kandidaten halten die Demokraten für überholt. Maya Harris, eine von Clintons Polit-Beratern, bezeichnete Trumps Pläne zum Mutterschutz als "rückläufig, erniedrigend und schädigend für Frauen", da sie nur auf Frauen abzielen und die geplanten Zahlungen nicht gehaltsgebunden sind.
Abtreibung
Clinton spricht sich klar für reproduktive Selbstbestimmungsrechte von Frauen aus – sie ist also pro-choice. Sie vertritt die Auffassung, dass eine schwangere Frau zu jedem Zeitpunkt die Wahl haben soll, sich frei und rechtmäßig für einen Schwangerschaftsabbruch zu entscheiden. "Es geht im Grunde darum, ob man das Recht der Frau auf einen freie Entscheidung respektiert oder nicht", sagte sie im Interview mit dem US-Sender CBS.
Clinton unterstützt auch die seit 1970 von der amerikanischen Bundesregierung unterstützte Organisation Planned Parenthood (zu Deutsch: "Geplante Elternschaft"), die in über 650 Kliniken im Land medizinische Dienste, vor allem in den Bereichen Sexualmedizin, Gynäkologie und Familienplanung anbietet. Hierzu gehören Schwangerschaftstests und Schwangerschaftsbegleitmaßnahmen, bestimmte Krebsvorsorgeuntersuchungen, Tests auf sexuell übertragbare Erkrankungen und deren Behandlung, Verhütungsmittel und Schwangerschaftsabbrüche. Für Schwangerschaftsabbrüche darf der Verein rechtlich jedoch keine Gelder ausgeben.
Trump deklariert sich unterdessen klar als Gegner von Abtreibungen. Mit seinen kontroversen Aussagen zum Thema hat der Republikaner in der Vergangenheit für Aufsehen gesorgt. So forderte er im März dieses Jahres in einem Interview mit dem Nachrichtensender MSNBC beispielsweise eine "Art von Bestrafung" für Abtreibungen. Mit dem Statement sprach sich Trump für ein Abtreibungsverbot in den USA und eine entsprechende Sanktionierung von Verstößen aus. Die Frau müsse in jedem Fall "in irgendeiner Form" bestraft werden, so Trump wörtlich auf Nachfrage des Reporters. Wenige Stunden nach der Veröffentlichung des Interviews nahm Trump in einer offiziellen Erklärung seine Äußerungen teilweise zurück. Er sei für ein Abtreibungsverbot und eine Bestrafung der Ärzte, die diese illegal durchführen. "Die Frau ist in diesem Fall ebenso ein Opfer wie das Leben in ihrem Leib", hieß es.
Seine kompromisslose Ablehnung Abtreibungen gegenüber brachte Trump auch in zahlreichen anderen Interviews zum Ausdruck. So sagte er dem Nachrichtensender NBC News, dass er Abtreibungen "immer schon gehasst" habe. Als mögliche Gründe für einen legalen Schwangerschaftsabbruch nennt Trump Vergewaltigung und Inzest. Auch die Gesundheit der Mutter sei zu beachten. Um eine Abtreibung zu rechtfertigen, müsse jedoch eine gravierende Gefährdung der Gesundheit vorliegen. "Die Mutter muss im Sterben liegen. Ich rede von Tod", sagte Trump. Aufgrund einer "Erkältung" eine Abtreibung durchführen zu lassen sei für ihn nicht akzeptabel.
Lohnungleichheit
Gleiche Löhne für Männer und Frauen, das ist Clinton wichtig. Die Demokratin sprach sind unter anderem anlässlich des "Equal Pay Day" im April dieses Jahres gegen Lohnungleichheiten aus. Für sie seien gleiche Löhne nur ein Teil ihrer "größeren Agenda zur Realisierung wirtschaftlicher Gleichberechtigung für Frauen, die bezahlten Mutterschutz und den Zugang zu guter, leistbarer Kinderbetreuung ermöglicht". Das berichtet unter anderem das Magazin Time unter Berufung auf Clintons Aussagen.
Kritiker halten ihre Position jedoch für scheinheilig. Wie das Newsportal Daily Caller errechnete, verdienen männlichen Führungspersonen in der von Hillary Clinton mitgeführten Clinton Foundation im Schnitt um 38 Prozent mehr, als ihre weiblichen Kollegen. In einer Kolumne für den britischen Guardian urteilt Autorin Ana Marie Cox, dass Clintons "Lohnungleichheit-Problem bei ihrem eigenen Lohn beginnt". Cox hält unter anderem fest, dass Clinton aus einer privilegierten Position heraus argumentiere und ihren privaten Reichtum öffentlich nicht genügend anerkenne. "Reich zu sein ist nicht unverschämt, es zu verheimlichen schon", schreibt Cox. Clinton betone zwar stets ihre hürdenreiche Karriere, die damit verbundenen immensen Einkünfte würden jedoch nicht thematisiert.
In einer Rede bei der Republican National Convention im Juli dieses Jahres hob Trumps Tochter Ivanka die Bemühungen ihres Vaters zur Sicherstellung der Lohngleichheit hervor. "Als Präsident wird mein Vater das Arbeitsrecht ändern, das in einer Zeit installiert wurde, als Frauen noch keinen signifikanten Anteil der Arbeitskräfte darstellten." Auf seiner offiziellen Website finden sich keine Angaben zur Einkommensschere. Im August sagte Trump in einem Interview mit MSNBC, dass er gleiche Löhne für Männer und Frauen unterstütze, wenn Frauen tatsächlich in derselben Position dieselbe Leistung erbringen. "Wenn man denselben Job macht, dann sollte man das gleiche Gehalt bekommen." Er fügte jedoch hinzu, dass dies schwer umzusetzen sei.
Spannend: Eine Lohnanalyse des Boston Globe ergab im Juni, dass Trump seinen männlichen Wahlkampfmitarbeitern im Untersuchungszeitrum April 2016 um ein Drittel mehr bezahlte. Clinton hat der Datenauswertung zufolge gleiche Löhne ausbezahlt.
Gewalt gegen / Rechte von Frauen
Clinton setzt sich ihrer Website zufolge auf breiter Basis für die Rechte von Frauen ein. Dieser Einsatz inkludiert: das Schließen der Lohnschere, bezahlter Krankenstand, leistbare Kinderbetreuung, die Anhebung des Mindestlohns, die Förderung sozialer Sicherheit sowie die Beibehaltung und Weiterentwicklung des Gesundheitssystems. Auch dem Thema Gewalt gegen Frauen will sich Clinton aktiv widmen: "Eine in fünf Frauen wird in Amerika noch während des Colleges Opfer sexueller Nötigung. 22 Prozent der Frauen erleben irgendwann im Leben schwere sexuelle Gewalt durch einen Partner. (...) Es ist Zeit die Gewalt gegen Frauen zum Thema zu machen", steht auf der Homepage der Präsidentschaftskandidatin geschrieben.
Trumps Haltung Frauen gegenüber ist unterdessen zum wahlkampfdominierenden Thema geworden. Zu Trumps Leidwesen formiert sich eine immer mächtigere Front, die ihm Sexismus und Chauvinismus vorwirft. Neben zahlreichen Enthüllungen, darunter Videomaterial sowie Aussagen von Frauen die laut eigenen Angaben von Trump sexuell genötigt oder gar vergewaltigt wurden, verstrickt sich der Immobilienmilliardär durch seine öffentlichen Aussagen immer öfter in Kontroversen.
Wie beispielsweise eine Anwältin im Gespräch mit CNN zu Protokoll gab, habe sie Trump als "ekelhaft" bezeichnet, als sie ihr Kind neben ihm stillte. New York Times-Kolumnisten Gail Collins musste sich von Trump eine erniedrigende Aussage über ihr Gesicht ("wie ein Hund") gefallen lassen. Fox News-Moderatorin Megyn Kelly attackierte er nach einem Interview über mehrere Monate hinweg immer wieder öffentlich. Kelly hatte ihn während einer TV-Debatte mit kritischen Fragen konfrontiert. Daraufhin bezeichnete er sie als Tussi. Im Interview mit CNN geiferte er gar: "Da tropfte Blut aus ihren Augen, Blut aus ihrer Wo-auch-immer." Via Twitter beschimpfte er sie als "Bimbo".
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