Karenz: Ex-Mitarbeiterin gegen Ivanka Trump
Marissa Velez Kraxberger, ihres Zeichens ehemalige Marketingleiterin von Ivanka Trumps Modeunternehmen, lässt kein gutes Haar an der Unternehmerin. Auf Facebook berichtet die US-Amerikanerin über die fragwürdige Karenzregelung innerhalb des Konzerns. Dabei richtet Kraxberger ihre Kritik direkt an Ivanka Trump, die den Anschuldigungen zufolge lediglich unter Protest einer achtwöchigen Karenz zugestimmt haben soll. Das berichtet unter anderem die Online-Plattform Jezebel.
Anstoß für das öffentliche Posting sei die Kampagne des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump gewesen, die Kraxberger für scheinheilig befand. Geht es nach Trump, so soll Mutterschutz ausschließlich Frauen vorbehalten sein. Er fordert einen bezahlten Mutterschutz, der sechs Wochen dauern soll. Mütter sollen auch Anspruch auf Mutterschutzgeld in Höhe des Arbeitslosengelds erhalten, das von Bundesstaat zu Bundesstaat unterschiedlich ist. Bei einem Wahlkampfauftritt in Aston im Bundesstaat Pennsylvania sagte Trump seine Tochter Ivanka habe maßgeblich an seinem familienpolitischen Programm mitgearbeitet.
Kontrahentin Hillary Clinton fordert eine zwölfwöchige, bezahlte Karenzzeit für beide Geschlechter - unabhängig davon, ob es sich um eine Geburt oder Adoption handelt. Mütter und Väter sollen während der Karenz zwei Drittel ihres Gehalts erhalten. Die Pläne des republikanischen Kandidaten halten die Demokraten für überholt.
"Keine Karenz bei Trump"
Wie Kraxberger berichtet, war sie bereits im zweiten Monat schwanger, als sie für die 34-Jährige, die selbst drei Kinder hat, zu arbeiten begann. Als sie das Thema Karenz beim Einstellungsgespräch ansprach, soll Trump sie darauf hingewiesen haben, dass "es bei Trump keine Karenz gebe" und dass sie selbst bereits "eine Woche nach der Geburt wieder zurück in der Arbeit war". Daraufhin soll Kraxberger mit Trump vereinbart haben, dass man zum gegebenen Zeitpunkt nochmals über eine Lösung sprechen werde. Nachdem auch andere Mitarbeiterinnen Karenz einforderten, stimmte Trump schließlich widerwillig einer achtwöchigen Karenzzeit zu.
Besonders paradox: Kraxberger arbeitete selbst an der Umsetzung der Kampagne "WomanWhoWork" mit. Dabei handelt es sich um eine von Ivanka Trump gegründete Kampagne, die die "Multidimensionalität erwerbstätiger Frauen feiert" und zu mehr weiblichem Zusammenhalt aufruft.
"Ivanka ist kein schlechter Mensch"
In ihrem Beitrag stellt Kraxberger klar, dass sie ihrer ehemaligen Chefin wohlwollend gesinnt sei. "Ich schreibe das nicht, weil ich denke, dass Ivanka ein schlechter Mensch ist. Ich verstehe, dass es möglich ist nach einer Geburt wieder arbeiten zu gehen, wenn man daheim viel Hilfe hat." Sie könne jedoch nicht verstehen, wie man sich als Unterstützer von Familien und Kindern ausgeben könne, wenn man keine breite Karenzlösung für Mütter und Väter wünscht.
Mutterschutz & Karenz: USA vs. Österreich
Per Gesetz hat man in den USA Anspruch auf zwölf Wochen unbezahlte Karenzzeit. Es obliegt dem Arbeitgeber, bessere Konditionen anzubieten. Sechs Wochen bezahlter Urlaub bei natürlicher Geburt oder acht Wochen bei Kaiserschnitt innerhalb des gesetzlichen Zeitrahmens sind hier üblich. Viele werdende Mütter gehen aufgrund der knappen Regelung erst kurz vor der Entbindung in Karenz, um möglichst wenig Zeit aufzubrauchen. Geplante Kaiserschnitte sind deshalb besonders beliebt. So ist es möglich die Zeit der Abwesenheit genau zu koordinieren.
In Österreich hat man als werdende Mutter vor und nach der Geburt zunächst Anspruch auf Mutterschutz. Das bedeutet, dass man acht Wochen vor und zwischen acht und 16 Wochen nach der Geburt Mutterschutz genießt. Danach beginnt die Karenz. Diese kann maximal zweimal zwischen den Eltern geteilt werden. Ein Karenzteil muss mindestens zwei Monate dauern. Seit 1.1.2010 können Eltern aus fünf Kinderbetreuungsgeldmodellen wählen - dem einkommenssabhängigen Kinderbetreuungsgeld und vier Pauschalmodellen.
Weitere Informationen zu Karenz finden Sie auf der Homepage der Arbeiterkammer.
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