Jetzt hat Trump ein echtes Frauenproblem
"Küss' sie einfach, warte einfach nicht… Fass ihnen an die Pussy… Wenn du ein Star bist, lassen sie dich alles machen." Vergangenen Freitag wurde eine Aufnahme des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump aus dem Jahr 2005 veröffentlicht, in der er sich mit sexuellen Übergriffen gegen Frauen rühmt (kurier.at berichtete).
Nun scheint sich die Lage für Trump zuzuspitzen. Am Mittwochabend meldeten sich mehrere Frauen bei diversen Medien, die angeben von Donald Trump unangemessen berührt oder geküsst worden zu sein – ohne ihr Einverständnis. Diesen Frauen zufolge hat Trump also die Wahrheit gesagt, als er beschrieb, wie er sich Frauen annähert, auch wenn er selbst behauptet, derartige Dinge nie getan zu haben.
Sexismus als Muster
Je mehr Fälle bekannt werden, in denen sich Trump sexistisch gegenüber Frauen geäußert oder verhalten hat oder ihnen gegenüber sogar sexuell übergriffig wurde, desto klarer wird, dass diese Art von Sexismus bereits seit Jahrzehnten sein Verhaltensmuster ist. Doch genau das könnte nun für ihn zur Falle werden. Denn während Trump vor der Veröffentlichung der Video-Aufnahme noch behauptet hatte, seine unverschämten Kommentare seien immer nur Spaß gewesen, zeigt ein Blick auf seine tatsächlichen Handlungen, dass sie alles andere als lustig sind.
Während die Republikaner in vergangenen Wahlkämpfen für Themen wie Abtreibungsrechte oder den Zugang zum Gesundheitssystem kritisiert wurden, scheint sich der Schwerpunkt dieses Jahr erstmals auf Sexismus verlagert zu haben. Oder besser gesagt auf Trumps Anti-Feminismus, der immer deutlicher zutage tritt. Was rückblickend niemanden überraschen sollte.
Denn schon vor dem Leak ließ Trump immer wieder frauenfeindliche und sexistische Kommentare in der Öffentlichkeit ab (kurier.at berichtete). So bezeichnete er Frauen etwa als "Schweine, Schlampen und Hündinnen". Kein Wunder also, dass es um seine Umfragewerte bei der weiblichen Wählerschaft seit jeher schlecht steht.
Schlechte Prognose für Trump
Das zeigt auch eine Prognose des US-Datenanalysten Nate Silver, der diese auf seiner Seite fivethirtyeight.com veröffentlicht hat. In dieser wird angeführt, wie die Wahl jeweils ausgehen würde, wenn nur Männer oder Frauen abstimmen dürften. Allein durch Frauen würden auf Clinton 458 Wahlmänner-Stimmen entfallen, auf Trump lediglich 80. Wären die Männer am Zug, käme Trump hingegen auf 350 und Clinton auf 188 Wahlmänner-Stimmen. Trump ist mit diesem Ergebnis aber auch bei den Männern weit unbeliebter als der republikanische Kandidat Mitt Romney bei der Wahl 2012.
Trumps Unterstützer setzen sich nun mit dem Hashtag #repealthe19th dafür ein, Frauen das Wahlrecht zu entziehen, das sie in Amerika im Jahr 1920 mit dem Inkrafttreten des 19. Zusatzartikels zur Verfassung vollständig erhalten haben. Möglich, dass Trump wirklich nur noch so die Wahl gewinnen kann. Denn auch Hillary Clinton hat schon lange verstanden, dass Sexismus der wunde Punkt von Trump ist und weiß das in ihren Kampagnen geschickt einzusetzen. Zum Beispiel, indem sie in einem Video Trump frauenfeindliche Kommentare vorsagen lässt.
Schwere Vorwürfe
Dass diese Frauen nun kürzlich schwere Vorwürfe gegen Trump erhoben haben, wird es für Trump gewiss nicht einfacher machen, die Gunst der Frauen zurückzugewinnen.
Jessica Leeds: Die heute 74-jährige beschuldigt den Immobilienmogul in einem Interview mit der New York Times, sie vor mehr als 35 Jahren während eines Fluges begrapscht zu haben. Sie sei zufällig neben ihm gesessen. Trump habe ihr an die Brüste gefasst und versucht, ihr unter den Rock zu greifen. Sie daraufhin aufgestanden und zu einem anderen Platz geflüchtet. Trump sei "wie eine Krake" gewesen, sagte Leeds. "Seine Hände waren überall."
Rachel Crooks: Sie wurde nach eigenen Angaben als damals 22-Jährige im Jahr 2005 im New Yorker Trump Tower von dem Geschäftsmann belästigt. Sie sei ihm zufällig vor einem Aufzug begegnet und nach der gegenseitigen Vorstellung habe er angefangen sie küssen, zunächst auf die Wagen und dann "direkt auf den Mund'.
Jill Harth: Die heute 54-jährige hat Trump im Jahr 1997 wegen versuchter Vergewaltigung angezeigt. Die Anzeige zog sie später zurück, wie sie gegenüber dem Guardian sagte, sie steht aber nach wie vor zu den Vorwürfen (kurier.at berichtete).
Ivana Trump: Donald Trumps erste Ehefrau gab bei der Scheidung im Jahr 1992 an, dass er sie vergewaltigt hätte. Aus der Trump-Biografie "Lost Tycoon" aus dem Jahr 1993 geht hervor, dass Trump seine damalige Gattin "an den Haaren gezogen, ihre Arme festgehalten und sie gewaltsam penetriert" hätte. Mittlerweile hat Ivana Trump ihre Aussagen revidiert. Die Äußerungen seien in einer "angespannten“ Zeit entstanden. Trump selbst bezeichnete die Vorwürfe stets als "offensichtlich falsch". Michael Cohen, einer von Trumps Anwälten, wies die Anschuldigungen erst im vergangenen Jahr erneut zurück. Ivana Trump hätte sich wohl "emotional missbraucht gefühlt". Zudem sei Cohen zufolge "die Vergewaltigung der Ehefrau per Definition nicht möglich".
Temple Taggart McDowell: Temple Taggart sagte gegenüber der New York Times, dass sie im Alter von 21 Jahren von Trump geküsst worden sei. Taggart vertrat den US-Bundesstaat Utah im Jahr 1997 bei einem Schönheitswettbewerb. Ihr Vater stellte sie Trump im Zuge der Vorbereitungen für den Event vor. Dabei hätte der Unternehmer die damals 21-Jährige beim ersten Treffen "direkt auf die Lippen" geküsst. Taggart gibt an den Kuss als "ekelerregend" empfunden zu haben. Sie bestätigte der New York Times auch, dass Trump "einige andere Mädchen" ähnlich behandelt hätte. Trump, der zum damaligen Zeitpunkt mit Marla Maples verheiratet war, sagte gegenüber NBC News, dass er sich nicht an Taggart erinnern könne.
Natasha Stoynoff: People-Redakteurin Natasha Stoynoff wurde eigenen Aussagen zufolge im Jahr 2005 bei einem Interview mit Trump und dessen Ehefrau Melania von dem Immobilienmilliardär in einem unbeobachteten Moment an die Wand gedrückt und zu einem Zungenkuss gezwungen. Dann habe er zu ihr gesagt: "Du weißt, dass wir später noch eine Affäre haben!" Das berichtet Stoynoff in einem Artikel für People.
Cassandra Searles: Cassandra Searles, ihres Zeichens Miss Washington 2013, erinnert sich in einem öffentlichen Facebook-Posting daran, dass Trump sie bei einem Schönheitswettbewerb "wie Vieh behandelt" hätte. Searles nannte Trump in ihrem Beitrag einen Frauenhasser, der "die Mädchen in der Umkleide angestarrt und begrapscht" hätte. Außerdem habe Trump sie in sein Hotelzimmer eingeladen. Andere Kandidatinnen desselben Wettbewerbs, darunter Paromita Mitra, bestätigen Searles‘ Aussagen.
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