In einer kürzlich veröffentlichten Studie untersuchte der Mikrobiologe mit Kollegen, wie gut das ernährungsbedingte Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei jungen Menschen über einen bestimmten Biomarker, Trimethylamin-N-Oxid (TMAO), erfasst werden kann. TMAO entsteht nach dem Verzehr von rotem Fleisch, Fisch, Eiern oder Käse und gilt als Indikator für das kardiovaskuläre Krankheitsrisiko.
Biomarker am Prüfstand
Man sah sich an, ob sich TMAO-Spiegel durch gesunde Ernährung im Kindesalter beeinflussen lassen. Ein Forschungsteam aus Finnland stellte Proben von über 1.000 Kindern zur Verfügung, die vom elften Lebensjahr bis ins frühe Erwachsenenalter beobachtet wurden.
Die gesunden Kinder wurden in zwei Gruppen eingeteilt: Eine Gruppe aß nach Belieben, die andere wurde zu ballaststoff-, vitamin- und nährstoffreicher Ernährung angehalten. Die Biomarker-Messungen fanden in Graz statt.
Die Ergebnisse waren überraschend: Eine ausgewogene Ernährung führte nicht zu niedrigeren TMAO-Werten, die kardiovaskulär günstig wären. "Trotz verschiedener Ernährungsinterventionen wurden die Spiegel davon grundsätzlich nicht direkt beeinflusst, was darauf hindeutet, dass andere Faktoren die Konzentration beeinflussen könnten", sagt Almer. Die Resultate werfen Fragen zur Zuverlässigkeit von TMAO als Vorhersagefaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf.
Allerdings gab es geschlechtsspezifische Unterschiede: Bei Mädchen stand eine Ballaststoffaufnahme zumindest mit günstigeren TMAO-Spiegeln in Zusammenhang, was auf mögliche hormonell bedingte Unterschiede in der Verstoffwechselung von TMAO hinweist.
Almer ist überzeugt, dass Risikofaktoren bereits früh geschlechtsspezifisch erfasst werden sollten. "So können früh präventive Maßnahmen ergriffen werden."
Frühe Maßnahmen
Schon seit den Sechzigern werden alle Säuglinge in Österreich nach der Geburt auf angeborene Stoffwechselerkrankungen, zum Beispiel eine Schilddrüsenunterfunktion, untersucht. Dabei wird ein Tropfen Blut aus der Ferse entnommen und labormedizinisch auf bestimmte Eiweiße, Hormone und Stoffwechselprodukte analysiert.
"Die frühzeitige Erkennung von Kindern, die ein Risiko für potenziell lebensbedrohliche Krankheiten haben, ist entscheidend", ist auch Karolina Sulek vom King’s College London überzeugt. In einer Studie konnte die Stoffwechselforscherin jüngst zeigen, dass ein Bluttest helfen könnte, Kinder zu identifizieren, die ein erhöhtes Risiko für Komplikationen im Zusammenhang mit Fettleibigkeit aufweisen – etwa Typ-2-Diabetes oder Leber- und Herzerkrankungen.
Zentral für das Verfahren sind spezifische Lipidmessungen. Lipide, sprich Blutfette, werden meist in Triglyceride und Cholesterin eingeteilt. Wobei Cholesterin eine der Hauptursachen für Gesundheitsrisiken bei übergewichtigen Kindern darstellt.
Gezielte Therapien
Das Team um Sulek machte aber mittels Analysemethoden Tausende von verschiedenen Lipiden im Blut sichtbar, die jeweils unterschiedliche Funktionen haben und wichtige Frühwarnzeichen darstellen können.
In der Folge wurden bei 1.300 adipösen Kindern eine Vielzahl von Blutfettwerten untersucht. 200 nahmen dann an einem Programm zu Lebensstiländerung teil. Nachfolgende Messungen zeigten, dass in dieser Gruppe Lipidwerte, die mit dem Diabetesrisiko verbunden sind, sowie die Insulinresistenz und der Blutdruck abnahmen, obwohl sich der Body-Mass-Index nur geringfügig verbesserte.
"Fettleibigkeit bleibt ein Risikofaktor", erklären die Forschenden, die aber hoffen, dass Fachleute solche Messungen künftig nutzen können, "um Kinder zu behandeln, wenn sie gefährdet sind – und nicht nur, wenn sie etwas mehr Gewicht haben als ihre Altersgenossen".
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