Formbare Füße
Kinderfüße sind noch wesentlich flexibler als die Füße Erwachsener. "Weil sie sich im Wachstum befinden, gibt es offene Wachstumsfugen", erklärt Kolb. An diesen verlängern sich Fußknochen, bis sie ihre endgültige Größe erreichen. Bis dahin ist das Fußskelett verletzlicher.
Relevant wird das, wenn der Fuß erstmals belastet wird. Das Kind zu gehen beginnt – und in Schuhe gesteckt wird. Eine kritische Phase, sagt Kolb: "Denn an sich ist Barfußgehen für einen gesunden Fuß das Beste." Nun ist das Tragen von Schuhen im Alltag teils unumgänglich, etwa, um Verletzungen zu vermeiden oder den Fuß vor Kälte zu schützen.
Was rät der Experte Eltern bei der Schuhwahl? "Es gibt zwei zentrale Kriterien", beschreibt Kolb, "Größe und Flexibilität".
Laut Kolb würden in etwa zehn Prozent aller Kinder zu kleine Schuhe tragen. "Was damit zusammenhängt, dass die Füße meist rascher wachsen, als man es als Elternteil wahrnimmt." Beratungsgespräche in Schuhgeschäften oder regelmäßiges Nachmessen zuhause geben Orientierung.
Dass steife und enge Schuhe die gesunde Entwicklung behindern, wisse man inzwischen aus Studien: "In einer Untersuchung mit Achtjährigen hat sich gezeigt, dass die Beweglichkeit der Gelenke bei Trägern solcher Schuhe gelitten hat."
Naturnahe Sohlen
Im Handel werden solche Modelle oft unter dem Begriff "Barfußschuhe" vermarktet. "Die Polsterung in herkömmlichen Schuhen hindert die Nervenenden im Fuß daran, sensorische Botschaften an das Gehirn zu senden, wodurch Bewegung und Gleichgewicht beeinträchtigt werden", ist Galahad Clark, der mit dem Unternehmen Vivobarefoot Barfußschuhe für Kinder vertreibt, überzeugt. Enge, spitz zulaufende Schuhe würden den Fuß regelrecht "quetschen", sodass seine Muskeln nicht optimal wachsen können, sagt Clark, Nachkomme der bekannten britischen Clarks-Schuhdynastie.
Barfußschuhe würden die natürliche Form und Bewegung des Fußes nachahmen. Barfußschuhe – oft aus nachhaltigen Materialien gefertigt – sind nicht selten teurer als herkömmliche. Weil sie ihre Form beim Tragen kaum verändern, seien sie "bestens für den Secondhand-Markt geeignet".
Eine einheitliche Definition, was sich hinter dem Begriff "Barfußschuhe" verbirgt, gibt es nicht, sagt Kolb. "Relevant ist, dass die gummierte Sohle dünn und sehr biegsam und kein korrigierendes Fußbett enthalten ist. So kann der Fuß natürlich abrollen." Genügen die Schuhe diesen Kriterien, seien sie brauchbar.
Bei Winterschuhen seien Sohlen wegen der Isolierungsanforderung naturgemäß dicker. Sie sollten nicht zu lange am Stück getragen werden.
Wann ist ärztlicher Rat einzuholen?
"Schmerzen sind immer ein Warnsignal", sagt Kolb. "Bei Auffälligkeiten schicken auch Schul- oder Kinderärzte an einen Facharzt für Kinderorthopädie weiter."
Eltern rät Kolb, Kinder zu Bewegung und gesunder Ernährung – Mittel gegen Übergewicht – zu ermuntern. "Dann kann der Fuß als stabiles Fundament gut durchs Leben tragen."
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