Risiken kennen
Was schützt die kindliche Lunge, und was macht sie krank? Dazu wurden unter Breyer-Kohansals Leitung seit 2012 über 15.000 Teilnehmende zwischen sechs und 80 Jahren immer wieder untersucht. Etwa mittels Lungenfunktionstest, einem Verfahren, das den Zustand der Lunge messbar macht. "Die Gruppe der 6- bis 25-Jährigen wollten wir uns gezielt anschauen, da die Lunge in dieser Zeit noch wächst", sagt Breyer-Kohansal, deren LEAD-Studie beim Kongress der European Respiratory Society (von 7. bis 11. Sept. in Wien) präsentiert wird.
Es zeigte sich ein "mit 7,6 Prozent alarmierend hoher Anteil an Heranwachsenden, deren Lungenfunktion bereits unterhalb des Normalbereichs liegt". Zwar seien derartige Funktionsverluste nicht immer mit krankhaften Effekten verbunden, "aber wir wissen, dass sie die vorzeitige Entstehung chronischer Erkrankungen der Lunge, aber auch des Herzens oder des Stoffwechsels im jungen Erwachsenenalter begünstigen können".
Bei 35 bis 40 Prozent der Kinder wurde zudem eine erhöhte Sensibilität für Allergien festgestellt. "Das bedeutet nicht, dass eine Allergie besteht bzw. sich später eine entwickeln wird, aber die Wahrscheinlichkeit, dass Symptome auftreten, ist deutlich erhöht."
Bis zum 25. Lebensjahr befindet sich die Lunge im Wachstum. In der Untersuchung konnte nachgewiesen werden, was dem Organ in diesem Zeitraum am meisten schadet: "Das sind Umweltschadstoffe, auch körperliche Inaktivität und zucker- und fettreiche Ernährung."
Problemen vorbeugen
Wie lassen sich diese Risikofaktoren entschärfen? "Wichtig ist, Kinder vor Zigarettenrauch, aktivem wie passivem, zu schützen." Nach wie vor würden Eltern oft unterschätzen, wie stark sich der Rauch in der kindlichen Lunge absetzt und diese im Wachstum und in ihrer Funktion beeinflusst.
Auch eine ausgewogene Ernährung bringen viele wohl eher nicht mit einer gesunden Lunge in Verbindung. "Wir konnten nachweisen, dass der Verzehr von Obst und Gemüse mehrmals täglich positiv verbunden ist mit der kindlichen Lungenfunktion." Regelmäßige Bewegung fördere den Aufbau von Muskelmasse. "Die Skelettmuskulatur ist wesentlich an der Atmung beteiligt."
Auch Impfungen sind ein wertvoller Schutz. Immunisierungen gegen Infektionskrankheiten wie Influenza oder Keuchhusten können dazu führen, dass die Krankheiten nicht ausbrechen oder milder verlaufen. Breyer-Kohansal: "Nichte jede Infektion führt zu Schäden an der Lunge. Aber zu glauben, dass sie gar nicht tangiert wird, wäre falsch." Jeder Erreger, der Atemnot, Atemgeräusche oder Husten verursache, hinterlasse potenziell Spuren.
Bei welchen Symptomen sollten Eltern allgemein hellhörig werden? "Anhaltender, vor allem nächtlich auftretender Husten ist ein Alarmsignal", sagt die Lungenfachärztin. Atemnot bei minimaler Belastung (z. B. kurzem Stiegensteigen) oder pfeifende Atemgeräusche sollten abgeklärt werden.
Eltern seien gut beraten, ein Bewusstsein für die Bedeutung und Verletzlichkeit des Organs zu entwickeln. "Denn die Basis für eine gute Lungengesundheit im Erwachsenenalter wird in der Kindheit gelegt."
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