Atemwegsinfekte bei Kindern: Schmerzfreier Speicheltest könnte Behandlung optimieren
Kommen Kinder mit wiederkehrenden, hartnäckigen Atemwegsinfekten zum Kinderarzt oder zur Kinderärztin, wird meist ein Bluttest angeordnet. In der Regel erfolgt die Blutabnahme am Finger. Bei der sogenannten kapillären Blutentnahme wird eine ganz kleine Menge Blut durch einen leichten Stich an der Spitze des Fingers gewonnen, um Details über die Infektion zu erfahren – etwa, ob sie bakteriellen oder viralen Ursprungs ist.
Auch wenn die Methode nahezu schmerzfrei ist, haben Kinder oft Angst davor und brechen schon vor dem Stich in Tränen aus. Ein neuartiger Speicheltest könnte eine sanftere, für Kinder angenehmere Alternative darstellen.
Speichel kann wertvolle Informationen für Behandlung liefern
Allgemein würden Bluttests bei Kindern mit wiederkehrenden Atemwegsinfektionen – sie betreffen rund zehn bis fünfzehn Prozent aller Kinder – eher selten brauchbare Ergebnisse liefern, heißt es vonseiten des Teams um Lilly Verhagen, Fachärztin für pädiatrische Infektionskrankheiten und Immunologin am Radboud University Medical Center
"Deshalb haben wir untersucht, ob wir auf andere Weise mehr über den Schweregrad der Krankheit herausfinden können. Das wäre sehr wertvoll, um festzustellen, welche Kinder mehr Pflege brauchen und wann es sinnvoll ist, Antibiotika zu geben", so Verhagen in einer Aussendung.
Wie die niederländischen Forschenden im European Respiratory Journal berichten, könnten Speicheltests hingegen wertvolle Informationen für die Behandlung liefern. So sei damit etwa den Schweregrad von wiederkehrenden Atemwegsinfektionen bei Kindern treffsicher ermittelbar. Werden im Speichel zu wenig schützende Antikörper detektiert, sei die Wahrscheinlichkeit größer, dass ein Kind Symptome einer Lungenentzündung entwickelt, die potenziell medikamentös und im Spital behandelt werden müssen.
"Antikörper im Speichel sind guter Indikator für die Krankheitslast"
In einer Studie mit hundert Kindern mit wiederkehrenden Atemwegsinfektionen zeigte sich konkret, dass Speichelmessungen den Schweregrad der Krankheit potenziell sogar besser anzeigen als Blutmessungen. "Wir fanden keinen Zusammenhang zwischen Antikörpern im Blut und der Krankheitslast. Im Speichel konnten wir jedoch breit angelegte schützende Antikörper feststellen, die gegen eine Vielzahl von Krankheitserregern wirken. Kinder mit einem niedrigeren Gehalt an diesen Antikörpern hatten schwerere Infektionen. Diese Antikörper im Speichel sind tatsächlich ein guter Indikator für die Krankheitslast", erklärt Mischa Koenen, ebenfalls an der Studie beteiligt.
Neben Antikörpern untersuchten die Forschenden auch das Gleichgewicht von gesunden und potenziell schädlichen Bakterien auf den Schleimhäuten der Atemwege. Sie fanden heraus, dass ein bestimmtes Bakterium auf der Nasen-Rachen-Schleimhaut stark mit der Schwere von Atemwegsinfektionen verbunden ist. Das Bakterium namens Haemophilus influenzae besiedelt auch gesunde Atemwege. Kinder mit einer hohen Anzahl dieses Bakteriums auf ihrer Atemwegsschleimhaut sind jedoch im Winter häufiger krank.
"Beurteilen, wie viel Pflege und Medikamente Kinder brauchen"
Speichelmessungen könnten jedenfalls künftig dabei helfen "zu beurteilen, wie viel Pflege und Medikamente Kinder brauchen und welches Antibiotikum eingesetzt werden muss", so Koenen, der davon ausgeht, dass Bluttest bei Erstuntersuchungen beibehalten werden.
Bei Folgeterminen könnte aber ein kindgerechterer Speichel- oder auch Nasenrachenabstrich als Indikator für die zu erwartende Belastung der Atemwege verwendet werden.
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