"Bei Kindern kommt dazu, dass sie ihre Symptome nicht so einordnen können. Sie empfinden Atemnot, man bemerkt es als Außenstehender aber nicht unbedingt sofort." Manchmal würden sich betroffene Mädchen und Burschen intuitiv körperlich schonen und vom Umfeld als "wenig fit" wahrgenommen: "Das hängt aber damit zusammen, dass sie spüren, dass körperliche Bewegung zu einem Asthmaanfall führen könnte."
Die Rolle der Genetik
Warum manche Kinder an Asthma erkranken und andere nicht, lässt sich zu einem großen Teil über das Erbgut erklären. Wenn etwa die Eltern Asthma haben, steigt das Risiko beim Kind. Erst kürzlich konnte ein internationales Forschungsteam herausfinden, wie ein bestimmter Gendefekt Asthma bei Kindern begünstigt. Er macht sie – vereinfacht ausgedrückt – anfälliger für Virusinfektionen, die wiederum das Risiko für eine Asthmaerkrankung erhöhen. Die neuen Erkenntnisse könnten innovativen Therapien die Rutsche legen, heißt es. Die Rolle frühkindlicher Atemwegsinfektionen ist nicht vollends geklärt: "Sie können zu Symptomen führen, die in Richtung kindliches Asthma gehen. Andererseits trainieren Infekte das Immunsystem", sagt Zacharasiewicz. Interessant wird sein, wie sich die Pandemie langfristig auf das kindliche Asthmarisiko auswirkt, "denn Kinder hatten in der Pandemie insgesamt weniger Infekte".
Weil die Entstehung von Asthma bronchiale komplex ist, lässt sie sich meist nicht vollständig verhindern. Inzwischen weiß man viel über potenziell schützende Faktoren: "Kinder, die am Bauernhof aufwachsen, haben ein geringeres Risiko für Allergien. Giftstoffe, jedenfalls Rauchen, Passivrauchbelastung, Rauchen in der Schwangerschaft sowie das Wohnen in einer Umgebung mit hoher Luftverschmutzung, führen dazu, dass Asthma eher ausgelöst werden kann." Gesunde abwechslungsreiche Ernährung sei sinnvoll – "umso weniger verarbeitet die Lebensmittel sind, umso besser, denn auch Übergewicht ist ein Risikofaktor".
Erste Anzeichen erkennen
Die Krankheit wird häufig zu spät behandelt: Wenn Kinder einen lang andauernden trockenen Husten zeigen, vor allem unabhängig von Infekten, sollten Mütter und Väter hellhörig werden. Auch nächtlicher Husten und keuchende Atemgeräusche können Hinweise sein. "Oder, wenn bei Kontakt mit Allergenen oder unter körperlicher Belastung Atemnot oder Husten auftreten."
Bei der Behandlung gibt es bewährte und vielversprechende neue Ansätze. "Das wichtigste Ziel ist die Symptomkontrolle, sodass Kinder sich uneingeschränkt bewegen können, eine normale Lungenfunktion und Lebensqualität haben", sagt die Expertin. Erreicht wird das in erster Linie durch die Gabe von Kortikosteroiden via Asthmaspray. "Das sind Medikamente, die dazu führen, dass die Atemwegsentzündung verhindert wird." Die Schleimhautschwellung wird reduziert, ebenso wie die Atemwegseinengung: "Luft kann wieder ungehindert in den Atemwegen ein- und austreten." Bei schwererem Asthma gibt es moderne, sehr wirkungsvolle Präparate, die das Auftreten von Symptomen deutlich mindern können. "Diese verschiedenen monoklonalen Antikörper werden gespritzt und bringen oft deutliche Linderung."
Wenn ein Kind erstmals einen akuten Asthmaanfall hat, muss sofort ein Arzt oder eine Ambulanz aufgesucht werden. Ist das Asthma bekannt, wissen Betreuer Und Eltern, welche Medikamente bei einem Anfall gegeben werden müssen, damit die Luftnot aufhört. "Bei allergischem Asthma ist es sinnvoll, zusätzlich durch eine Immuntherapie die allergischen Beschwerden zu reduzieren"
Ob die Erkrankung im Erwachsenenalter verschwindet, ist kaum prognostiziert, sagt Zacharasiewicz. Nicht immer bleiben Symptome im Erwachsenenalter bestehen. "Dennoch kann es passieren, dass nach einer symptomfreien Phase später im Erwachsenenalter wieder Beschwerden auftreten."
Das Wissen rund um die Krankheit ist für Kinder und ihr engstes Umfeld essenziell. Wichtig ist etwa, dass das Kind weiß, wie sich ein Anfall ankündigt. "Alle Impfungen sollten laut Impfplan verabreicht werden und es ist wichtig, einen Notfallplan zu haben und zu wissen, wie bei einem akuten Asthmaanfall die richtigen Medikamente in richtiger Weise inhaliert werden." Manchmal sind emotionale Ereignisse ein Auslöser von Asthmaanfällen. "Hier ist eine psychologische Bearbeitung der möglichen Ängste sinnvoll."
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